Im vergangenen Jahr sind nur wenige in Deutschland abgelehnte Asylbewerber aus Nordafrika tatsächlich abgeschoben worden. Von Januar bis November 2016 sind nach Angaben des Bundesinnenministeriums 368 Menschen in eines der nordafrikanischen Länder abgeschoben worden. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge lehnte im gleichen Zeitraum aber 8.363 Asylanträge aus diesen Ländern ab.

Die tatsächliche Durchsetzung einer bestehenden Ausreisepflicht scheitere in der Praxis oftmals an verschiedenen Hemmnissen, heißt es vonseiten des Ministeriums. Neben gesundheitlichen Gefahren und konkreten Gefahren für Leib und Leben im Zielland werde eine zeitweise Duldung der abgelehnten Asylbewerber auch dann erteilt, wenn die Abschiebung wegen fehlender Papiere oder der Weigerung des Zielstaates nicht möglich sei.

Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) war im Frühjahr 2016 nach Tunesien, Marokko und Algerien gereist, um die schnellere Abschiebung von Menschen aus der Region zu besprechen. Im Jahr 2015 waren nach Angaben von de Maizière etwa 10.000 Marokkaner, 13.000 Algerier und 2.500 Tunesier nach Deutschland gekommen, die zum größten Teil keinerlei Bleibeperspektive hätten. 

In Deutschland debattieren Politiker derzeit über das Thema Innere Sicherheit und Abschiebungen. Anlass ist der Fall des mutmaßlichen Berliner Attentäters Anis Amri. Der Tunesier war im Jahr 2015 nach Deutschland gekommen, stand seitdem unter Beobachtung der Behörden und sollte auch abgeschoben werden. Allerdings wurde der damals als Gefährder eingestufte Amri aus der Abschiebehaft entlassen, da sein Heimatland Tunesien nicht rechtzeitig die entsprechenden Papiere ausgestellt hatte.