Minderjährige Rückkehrer aus den Kriegsgebieten in Syrien und dem Irak könnten nach Einschätzung des Bundesverfassungsschutzes zu einer neuen Generation von militanten Islamisten heranwachsen. "Wir sehen die Gefahr, dass Kinder von Dschihadisten islamistisch sozialisiert und entsprechend indoktriniert aus den Kampfgebieten nach Deutschland zurückkehren", warnte Verfassungsschutz-Präsident Hans-Georg Maaßen. "Damit könnte auch hier eine neue Dschihadistengeneration herangezogen werden."

Der Verfassungsschutz hält es nach eigenen Angaben für möglich, dass gerade ältere Kinder radikalisiert wurden, insbesondere, wenn sie im Herrschaftsbereich der Extremistenmiliz "Islamischer Staat" gelebt hätten. Die Erfahrung alltäglicher Gewalt in den Konfliktregionen in Syrien oder dem Irak würden ihre Wirkung tun. Als Extrem nannte Maaßen IS-Propagandavideos mit Hinrichtungsszenen, in denen Kleinkinder als Mörder missbraucht werden.

Drei der Anschläge 2016 von Minderjährigen

Der Verfassungsschutzpräsident erinnerte daran, dass drei der fünf Anschläge in Deutschland im vergangenen Jahr von Minderjährigen verübt worden waren – darunter die Messerattacke einer 15-Jährigen auf einen Polizisten in Hannover und die Attacke von zwei 16-Jährigen auf einen Gebetsraum der Sikh in Essen. Darüber hinaus scheiterte ein Zwölfjähriger mit Versuchen, einen Bombenanschlag auf den Weihnachtsmarkt in Ludwigshafen zu verüben.

Nach Angaben des Inlandsgeheimdienstes sind insgesamt mehr als 950 Islamisten aus Deutschland in Richtung Syrien und Irak ausgereist – 20 Prozent von ihnen seien Frauen, fünf Prozent Minderjährige. Rund ein Drittel der Islamisten sei inzwischen wieder nach Deutschland zurückkehrt. Die Zahl der gewaltbereiten Islamisten in Deutschland ist demzufolge auf 1.870 gestiegen.