Ein Feldweg irgendwo in Österreich, im Hintergrund fließt träge die Donau vor sich hin, und Oliver N. ist plötzlich wieder in Syrien. Er kauert auf dem Boden, die Hände schützend über dem Kopf. In diesem Moment ist alles zurück: die Bombe, dieses fiepende Geräusch im Ohr, sein Blut, überall dieses Blut. Er richtet sich langsam auf. "Hier", sagt er, zieht sein T-Shirt hoch und deutet auf den Unterbauch, "hingen meine Gedärme raus." Er zeigt das vier Zentimeter tiefe Loch neben der Wirbelsäule, die Stelle an der Schulter, in der bis heute ein Teil der Bombe steckt. Eine Niere hat er verloren, die Milz auch, einen Teil der Leber. Auf dem linken Auge wird er womöglich für immer blind bleiben. Oliver N., 19 Jahre alt und österreichischer Staatsbürger, präsentiert seine Kriegsverletzungen. Er ist ein Opfer. Er ist ein Täter. Mit 16 wurde er Mitglied in der Terrorgruppe "Islamischer Staat".