Es fühlt sich falsch an und ist trotzdem richtig: Deutschland sollte jene Staatsbürger, die sich einst der Terrorgruppe "Islamischer Staat" anschlossen und heute in Lagern in Nordsyrien festsitzen, zurückholen. Diese Lösung ist hässlich, sie schönzureden unmöglich. Aber unter lauter schlechten Lösungen ist sie die am wenigsten schlechte.

Derzeit halten die von Kurden dominierten Syrian Democratic Forces (SDF) rund 3000 frühere IS-Mitglieder und deren Familien fest, darunter etwa 40 Deutsche mit rund 80 Kindern, zusammen rund 120 deutsche Staatsbürger. Seit Monaten bitten Kurden und Amerikaner darum, dass die Europäer ihre Bürger zurücknehmen. Denn die Inhaftierten können unter den gegenwärtigen Bedingungen in Nordsyrien, wo das Assad-Regime über keine Staatsgewalt verfügt, nicht vor Gericht gestellt werden. Und die Kurden sehen nicht ein, warum sie die einstigen Anhänger des "Kalifats" weiter durchfüttern sollten. Am vergangenen Wochenende drohte US-Präsident Donald Trump gar, die Gefangenen einfach laufen zu lassen, wenn Deutsche, Briten und Franzosen nicht handeln. Das wird nicht geschehen, so verantwortungslos sind die Kurden nicht. Aber dass sie auf eine Lösung drängen, ist gerechtfertigt.