Fast zwei Jahre lang haben uns Wolfgang Stuppert und Till Sträter von der Camino gGmbH begleitet und unser Projekt evaluiert. In dieser Zeit gab es viele Gelegenheiten zum Austausch mit allen Projektakteuren der entweder in Einzelinterviews, in Fokusgruppendiskussionen oder bei unseren internen Projektworkshops stattfand. Wir möchten uns bei den Beiden ganz herzlich für die sehr gute und unkomplizierte Zusammenarbeit bedanken.

Der Evaluationsbericht kann nun auf unserer Homepage eingesehen werden. Im Mittelpunkt der Evaluation stand die Implementierung und Wirkung des Modellprojekts in die Schulen. Der Auftrag von unserer Seite an die Evaluation war der Frage nachzugehen, ob das Projekt den tatsächlichen Bedarf der Schulen trifft und in wie weit das Projekt einen Einfluss auf das System Schule hat und Umsteuerungsprozesse innerhalb der Kollegien stattfinden. Das Clearingverfahren selbst spielt im vorliegenden Evaluationsbericht eine untergeordnete Rolle, da wir die einzelnen Fälle intern und in der Supervision sowie in den projektinternen Workshops selbständig evaluiert haben.

Die Evaluation spiegelt im Großen und Ganzen unsere eigenen Erfahrungen und Beobachtungen während der Projektlaufzeit wieder. Insbesondere die Empfehlungen auf die Weiterentwicklung des Projekts können wir weitestgehend teilen. Die Belastung der pädagogischen Fachkräfte durch die Arbeit an zwei Schulen und das Aufgabenprofil, welches neben der Fallarbeit auch flanierende Maßnahmen sowie Netzwerkarbeit umfasst, sollte unbedingt auch aus unserer Sicht gestrafft werden. Während der Projektlaufzeit hat sich der Fokus einige Male weg vom Clearingverfahren hin zu den flankierenden Maßnahmen entwickelt. Dies liegt vor allem daran, dass diese Maßnahmen von den schulischen Akteuren wahrgenommen werden. Ein schöner Schulprojekttag zeigt natürlich viel mehr, dass etwas passiert als die Bearbeitung eines Falls von dem nur diejenigen Akteure Kenntnis haben, die  direkt beteiligt sind. Hier gilt es auch immer wieder inne zu Halten und sich die Frage zu stellen, was können wir als Projekt leisten und wo müssen wir Kooperationspartner mit einbinden, denn zweifelsohne ist die primäre Prävention an Schule sehr wichtig und sollte ebenfalls stattfinden.

Kommunikationsroutinen benötigen viel Zeit, bis sie jedem bekannt sind und bis ein reibungsloser Austausch stattfinden kann. Hier ist sicherlich noch Luft nach oben. Die Abstimmung der Maßnahmen funktioniert, trotz des strukturierten Verfahrens, nicht immer und so entsteht manchmal auch der Eindruck, die Schule könne selber keine Maßnahmen mehr umsetzten. Dies sollte jedoch nicht der Fall sein. Wichtig ist nur, dass die Maßnahmen mit allen Akteuren, die in den Fall involviert sind abgesprochen sind. Im schulischen Alltag gibt es bereits fest eingespielte Routinen, hier bedarf es daher Zeit und Kommunikation, um neue Wege einzuführen.

Der Blick des Expertenzirkels auf das Clearingverfahren als strukturiertes Verfahren teilen wir in einigen Punkten nicht. Gerade mit Blick auf die Empfehlung die langen und zeitlich intensiven Clearingteams abzukürzen oder die Rechercheschritte einzudämmen wäre nicht im Sinne des Projekts wo es ja eben genau um ein angemessenes und professionelles Handeln gehen soll. Hier können auch, wie in der Evaluation empfohlen wurde, keine pädagogischen Handlungsleitfäden an Lehrer*innen herausgegeben werden, da sich jeder Fall anders gestaltet und nur effektive pädagogische Maßnahmen getroffen werden können, wenn Wissen über den Vorfall, das Umfeld des/ der Schüler*in besteht und Maßnahmen auch auf negative und positive Entwicklungen hin abgeklopft werden können. Wir sind der Meinung, dass ein solches Vorgehen nur dann gelingen kann, wenn hier gemeinsam in einer Teamstruktur und im Mehraugenprinzip Entscheidungen getroffen werden. Diese Auffassung wird im Übrigen auch von den beteiligten Schulleitungen geteilt.

Foto: Christoph Löffler

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