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Klima- und Naturschutz – Hand in Hand | Naturschutzpolitik | bpb.de

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Klima- und Naturschutz – Hand in Hand

Stefan Heiland

/ 19 Minuten zu lesen

Klimaschutz ist eine vorrangige Aufgabe angesichts des Klimawandels. Manchmal gerät er in Konflikt mit dem Naturschutz. Dieser Beitrag zeigt, dass ein Miteinander nicht nur wünschenswert, sondern möglich ist. Dafür werden praxisnahe Beispiele vorgestellt, die sowohl Fachleute und größere Projekte betreffen als auch uns alle (etwa beim energiebewussten Verhalten), und wofür gegebenenfalls rechtliche Rahmensetzungen durch die Politik notwendig sind.

Nisthilfen für den Mauersegler am Dach einer Turnhalle. Der Verlust von Arten könnte zum Verlust künftiger Nutzungsmöglichkeiten führen, die wir heute noch gar nicht kennen. (© picture-alliance, blickwinkel/M. Henning)

Der Klimawandel – mehr als nur höhere Temperaturen

Im Jahr 2020 lag die Durchschnittstemperatur der Erde mit 14,9° C etwa 1,2° C höher als zu Beginn der Industrialisierung um die Mitte des 19. Jahrhunderts. 2020 ist damit neben 2016 das global wärmste Jahr seit Beginn meteorologischer Aufzeichnungen um 1880, die zehn wärmsten Jahre seither liegen alle im 21. Jahrhundert. Dieser Temperaturanstieg ist regional sehr unterschiedlich. Beispielsweise liegt er für die Jahre 2006 bis 2015 in nördlichen Breiten nahe der Arktis bei über 3° C, in Mitteleuropa bei etwa 2° C, während in Südwestafrika lediglich Zunahmen bis 0,75° C zu beobachten waren. Auch erwärmten sich die Landoberflächen mit durchschnittlich 1,7° C deutlich stärker als die Meere mit etwa 0,8° C. Ebenso sind erhebliche jahreszeitliche Unterschiede festzustellen.

Es gibt keinen ernsthaften wissenschaftlichen Zweifel mehr daran, dass dies durch die Freisetzung von Interner Link: Treibhausgasen verursacht ist, vor allem durch Kohlendioxid, daneben aber auch durch Methan (CH4), Lachgas (NO2) und zu einem geringen Anteil durch Fluor-Verbindungen. Diese Gase entstehen insbesondere bei der Nutzung von Kohle, Erdöl und Erdgas für die Energiegewinnung oder durch industrielle Prozesse, wie die Herstellung von Zement. Aber auch die Veränderung von Landnutzungen, etwa das Abholzen von Wäldern für den Anbau von Palmölplantagen oder Soja, oder die Trockenlegung von Mooren, trug, wie Abb. 1 zeigt, 2016 über 18% zur weltweiten Emission von Treibhausgasen bei.

Abbildung 1: Treibhausgasemissionen 2016 nach Sektoren, weltweit. (Quelle: https://ourworldindata.org/emissions-by-sector, Autorin: Hanna Ritchie (2020)) Lizenz: cc by/4.0/deed.de

Der Interner Link: Klimawandel ist also durch menschliche Aktivitäten verursacht. Und er beschränkt sich nicht auf höhere Temperaturen. Vielmehr zeigt er sich auch in der Veränderung von Niederschlägen und dem häufigeren und intensiveren Auftreten so genannter Extremwetterereignisse, etwa lange anhaltenden Trockenperioden, Starkregen, Hagel, Stürmen und Tornados. Was dies für die betroffenen Menschen bedeutet, führte das Jahr 2021 eindrücklich vor Augen: verheerende Überflutungen in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen, Brände in Griechenland und im Westen der USA und Kanadas, Dürre und daraus folgende Hungerkatastrophen auf Madagaskar und in Kenia – um nur einige Beispiele zu nennen.

Allein die materiellen Schäden solcher Ereignisse belaufen sich auf zwei- und dreistellige Milliardenbeträge. Eine von mehreren Universitäten aus Europa und den USA veröffentlichte Studie kam zum Schluss, dass die globale Wirtschaftsleistung durch die Folgen des Klimawandels bis 2050 um 37 % sinken könnte. Tote, Gesundheitsschäden und psychisches Leid sind hierbei noch gar nicht berücksichtigt. In Hinblick auf diese für viele Menschen bereits heute schrecklichen Folgen des Klimawandels finden die Begriffe "Klimakrise" oder gar "Klimakatastrophe" zunehmend Eingang in die öffentliche Debatte.

Vor diesem Hintergrund hat sich in Politik und Öffentlichkeit zumindest prinzipiell und überwiegend die Einsicht durchgesetzt, dass ein schneller, entschlossener und wirksamer Schutz des Klimas unabdingbar ist, wenn Menschen in Zukunft noch geeignete Voraussetzungen für ein gutes Leben auf diesem Planeten vorfinden sollen.

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Schnelligkeit des Handelns ist insbesondere deshalb nötig, weil das Klimasystem der Erde nur sehr verzögert reagiert. Selbst wenn wir alle Treibhausgasemissionen sofort auf null reduzieren würden, würde sich das Klima zunächst weiter verändern, weil Treibhausgase sehr lange in der Atmosphäre verbleiben.

Dadurch angestoßene Prozesse, wie die schon genannten veränderten klimatischen Bedingungen, das Schmelzen von Gletschern, die Erhöhung des Meeresspiegels oder die Veränderung von Ökosystemen, sind bereits heute bis zu einem bestimmten Maß irreversibel, also unumkehrbar. Es geht daher darum, noch schlimmere Entwicklungen zu verhindern und den Schaden möglichst klein zu halten. Hinzu kommt, dass die nötigen Veränderungen umso gravierender und einschneidender sein müssen, je später wir mit ihnen beginnen.

Biologische Vielfalt, Boden, Wasser – Vergessene Lebensgrundlagen?

Während Klimawandel und Klimaschutz in den Medien und der politischen Diskussion sehr präsent sind, erfährt der Schutz der biologischen Vielfalt deutlich weniger Aufmerksamkeit. Unter biologischer Vielfalt versteht man die Vielfalt der Arten, aber auch die genetische Vielfalt innerhalb einer Art sowie die Vielfalt der Interner Link: Ökosysteme, in denen die Arten vorkommen.

Ebenso wie die internationale Klimapolitik beruht auch die internationale Biodiversitätspolitik auf einem Übereinkommen, das 1992 in Rio de Janeiro auf der Interner Link: "UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung" verabschiedet wurde: dem Interner Link: Übereinkommen über die biologische Vielfalt (Convention on Biological Diversity – CBD). Die CBD führte zu einer Vielzahl an Konferenzen, Beschlüssen, weiteren Abkommen und internationalen Zielen. Diese sollen dazu dienen, die Ursachen des Verlusts biologischer Vielfalt zu beseitigen und ihn selbst deutlich zu verringern oder gar zu stoppen. Da dies zu den zwei bisher hierfür angestrebten Zeitpunkten (zunächst 2010, dann 2020) nicht erreicht wurde, finden derzeit (2021/22) Verhandlungen statt, um neue Ziele für 2050 mit so genannten Meilensteinen bis 2030 festzulegen. In der Europäischen Union und in Deutschland schlug sich die CBD in Biodiversitätsstrategien und vielfachen Naturschutzaktivitäten nieder.

Warum aber ist biologische Vielfalt für uns Menschen so bedeutsam?

Dafür gibt es viele Gründe, die hier nur kurz und beispielhaft angedeutet werden können:
1. Naturerleben,
2. Ernährung,
3. Interner Link: Ökosystemleistungen,
4. Gesundheitsschutz,
5. Vorsorge.

1. Naturerleben: Der Rückgang oder gar der Verlust von Arten und Lebensräumen gehen einher mit einer Verarmung unseres Naturerlebens, das für unser seelisches Wohlbefinden und unsere Erholung wichtig ist. Denken wir etwa an die Vielfalt von Vogelstimmen, die Freude bei der Beobachtung farbenprächtiger Schmetterlinge und Libellen, den Anblick bunt blühender Wiesen oder die Ruhe und Erhabenheit alter Buchenwälder.

2. Ernährung: Biologische Vielfalt bildet die Grundlage unserer Ernährung. Während ursprünglich 6.000 Pflanzenarten als Nahrungsmittel kultiviert wurden, tragen derzeit weniger als 200 Arten in größerem Umfang zur Nahrungsmittelproduktion bei, davon neun Arten (Zuckerrohr, Mais, Reis, Weizen, Kartoffeln, Sojabohnen, Ölpalmen, Zuckerrüben, Maniok) zu etwa zwei Dritteln. Gerade angesichts des Klimawandels und dadurch veränderter Anbaubedingungen ist es dringend nötig, diese Basis zu verbreitern. Auch der Rückgang von Insekten, die Nahrungspflanzen bestäuben, ist vor diesem Hintergrund mit Sorge zu betrachten.

3. Ökosystemleistungen: Neben diesen beiden Punkten erbringen naturnahe Lebensräume sowie einzelne Arten gratis viele weitere so genannte Ökosystemleistungen für die Menschen, die wir anderenfalls technisch und mit höheren Kosten selbst erbringen müssten: Naturnahe Auen tragen als Überschwemmungsflächen zur Wasserrückhaltung und damit zum Hochwasserschutz bei, Moore zur Speicherung von Kohlenstoff und damit zum Klimaschutz, Wälder zum klimatischen Ausgleich oder zum Schutz vor Lawinen und Murenabgängen im Gebirge – um nur einige Beispiele zu nennen.

4. Gesundheitsschutz: Mit dem Verlust natürlicher oder naturnaher Lebensräume steigt die Gefahr von Pandemien. So ist das Corona-Virus mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Zoonose, eine von Tieren auf die Menschen übertragene Krankheit. Solche Zoonosen werden umso wahrscheinlicher, je artenärmer Lebensräume werden. Dort können Wirtstiere für Viren zu dominanten Arten werden und dadurch die Verbreitung und Mutation von Viren erleichtern. Dies trifft besonders dann zu, wenn wir durch Vernichtung naturnaher Lebensräume den "Puffer" zwischen uns und anderen Arten verkleinern.

5. Vorsorge: Der Verlust einer Art in einem Ökosystem führt nicht dazu, dass das Ökosystem bestimmte Funktionen nicht mehr wahrnehmen oder nicht mehr existieren könnte. Bis zu einem bestimmten Punkt können Funktionen einer Art von anderen übernommen werden. Wann dies aber nicht mehr möglich ist und Ökosysteme ihre Funktionen damit nicht mehr erfüllen können, wissen wir oft erst, wenn dieser Punkt überschritten, oder bildlich gesprochen, das dünne Eis gebrochen ist. Dann aber ist es zu spät, denn die eingetretene Veränderung ist nicht mehr umkehrbar. Deshalb ist es sinnvoll, auf "Nummer Sicher" zu gehen und im Sinne des Vorsorgeprinzips eher zu vorsichtig als zu risikobereit zu agieren. Hierfür spricht auch, dass der Verlust von Arten zum Verlust künftiger Nutzungsmöglichkeiten führen kann, die wir heute noch gar nicht kennen. Damit schränken wir die Handlungsoptionen künftiger Generationen ein, die sie umso nötiger haben werden, je stärker die Lebensbedingungen auf dem Planeten gefährdet sind.

Schließlich ist ein weiteres, wenn auch im umweltethischen Diskurs umstrittenes, Argument zu erwähnen, das unter anderem in § 1 des Interner Link: Bundesnaturschutzgesetzes vertreten wird: Natur, insbesondere andere Lebewesen, sind auch aufgrund ihres eigenen, von menschlichem Nutzen unabhängigen Wertes zu schützen.

Wenn man über Ökosysteme spricht, so sind diese ohne Boden und ohne Wasser nicht denkbar. Insofern beinhaltet biologische Vielfalt diese bereits, der Begriff selbst bringt dies allerdings nicht explizit zum Ausdruck. Böden und Wasser sind als Lebensgrundlage der Menschen jedoch ebenso bedeutsam wie das Klima oder Pflanzen- und Tierarten – wenngleich sie bei weitem nicht dieselbe öffentliche Aufmerksamkeit erfahren. Um deren Bedeutung zu betonen, ist im Folgenden von ‚Naturschutz‘ die Rede, der neben dem Schutz von Pflanzen, Tieren und deren Lebensräumen, auch den von Boden, Wasser, Luft, Landschaften und in Teilen auch des Klimas umfasst.

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In jedem Fall gilt: Der Schutz von Klima, biologischer Vielfalt, Landschaften, Böden und Wasser dient immer auch oder sogar in erster Linie dem Schutz der menschlichen Lebensgrundlagen: Klima- und Naturschutz sind Menschenschutz.

Klimaschutz und Naturschutz – Gegeneinander oder Miteinander?

Klimaschutz und Naturschutz sind auf verschiedene Weise eng miteinander verflochten (vgl. Abb. 2). Dies bestätigen zwei gemeinsame Veröffentlichungen des "Weltklimarats" IPCC und seines Pendants zur biologischen Vielfalt, der "Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services", kurz IPBES.

1. Erstens wirken sich klimatische Veränderungen auf weitere natürliche Prozesse aus. So können veränderte Niederschläge und Temperaturen zu Änderungen der Lebensräume von Tieren und Pflanzen, des Wasserhaushalts, der Nutzbarkeit von Böden oder des Erscheinungsbilds ganzer Landschaften führen. Unter stark veränderten klimatischen Bedingungen werden viele Arten und Ökosysteme nicht fortbestehen können. Damit verstärkt der Klimawandel die Gefährdung der biologischen Vielfalt, die bereits von vielen anderen menschlichen Aktivitäten ausgeht: Flächenversiegelung und Biotopzerstörung durch Siedlung und Verkehr, Rodung von Wäldern, Intensivierung der Landwirtschaft, Freisetzung von Schadstoffen aus unterschiedlichsten Quellen, Verschmutzung mit Plastikmüll oder Dezimierung von Arten durch Überfischung und Jagd.

Abbildung 2: Beziehungen zwischen Klimawandel, Biodiversität und menschlicher Lebensqualität. Grüne Pfeile symbolisieren Beziehungen, die überwiegend durch Chancen und Möglichkeiten geprägt sind, orange Pfeile Beziehungen, die überwiegend Gefährdungen darstellen. (Quelle: Pörtner et al. 2021b, S. 26, verändert nach Korn et al. (2019); eigene Übersetzung) Lizenz: cc by-nc-nd/3.0/de/

2. Zweitens trägt umgekehrt die Zerstörung von Ökosystemen, wie etwa der tropischen Regenwälder oder von Mooren, zum Klimawandel bei.

3. Das bedeutet drittens, dass der Schutz dieser Ökosysteme dem Klima- und dem Naturschutz gleichermaßen dient, weil er sowohl die Freisetzung von Treibhausgasen verringert als auch günstige Lebensbedingungen für Tiere und Pflanzen erhält.

4. Viertens hilft eine möglichst hohe biologische Vielfalt den Menschen, sich an nicht mehr vermeidbare Folgen des Klimawandels anzupassen, etwa durch genetische Vielfalt von Nahrungspflanzen. Auch sind sogenannte ‚naturbasierte Lösungen' zur Klimaanpassung oft kostengünstiger als technische und bieten weitere Vorteile. Ein Beispiel ist die Sicherung und Vergrößerung naturnaher Überschwemmungsflächen gegenüber der Erhöhung von Deichen oder der Sanierung beschädigter Gebäude und Infrastrukturen, die in hochwassergefährdeten Bereichen errichtet wurden. Zudem können solche Flächen neben der Rückhaltung und Versickerung von Wasser der biologischen Vielfalt, aber auch der Erholung dienen.

5. Dennoch können fünftens in konkreten Fällen auch Zielkonflikte zwischen Naturschutz und Klima auftreten, vor allem durch den Ausbau erneuerbarer Energien. So führt die Erzeugung von Biogas zu einer Intensivierung des Maisanbaus und damit potenziell zur Belastung des Grundwassers mit Schadstoffen, zu Lebensraum- und Artenverlusten sowie zu einem monotoneren Landschaftsbild. Windkraftanlagen werden von vielen Menschen ebenfalls als störend wahrgenommen und können Vögel und Fledermäuse gefährden. Die energetische Sanierung von Gebäuden lässt oft Interner Link: Ritzen, Hohlräume und Brutmöglichkeiten für Interner Link: Insekten, Fledermäuse und Vögel verschwinden. Diese Konflikte können und sollten durch planerische, bauliche und technische Maßnahmen, aber auch durch Verhaltensänderungen, soweit möglich vermieden oder zumindest vermindert werden.

Klimaschutz und Naturschutz – Hand in Hand: Möglichkeiten und Beispiele

Im Folgenden werden einige Möglichkeiten genannt, wie Klimaschutz und Naturschutz, v. a. in Städten, gemeinsam verfolgt werden können. Diese Möglichkeiten beziehen sich auf jede*n Einzelne*n, aber auch und vor allem auf die Politik. Denn sie setzt oft entscheidende Rahmenbedingungen für individuelle Handlungen und Entscheidungen der Menschen. Im nächsten Abschnitt werden hierzu zunächst einige übergeordnete konzeptionelle Überlegungen angestellt, ehe anschließend auf konkrete Maßnahmen im Kontext unseres Alltagsverhaltens, der energetischen Gebäudesanierung, der Straßenbeleuchtung sowie klimafreundlicher Mobilität eingegangen wird.

Klimaschutz und Naturschutz – Frühzeitig gemeinsam denken


Wenn die Menschheit im Sinne des Leitbilds nachhaltiger Entwicklung nicht nur überleben, sondern auch gut leben will, sind hierfür – neben vielen anderen sozialen, ökonomischen und politischen Voraussetzungen – wirksamer Klimaschutz und Naturschutz unverzichtbar. Der Naturschutz ist deshalb gefordert, bei allen Entscheidungen und Aktivitäten den Schutz des Klimas zu berücksichtigen; umgekehrt müssen bei allen Energie- und Klimaschutzaktivitäten die Belange des Naturschutzes mit bedacht werden. Denn nur durch die Verminderung von Konflikten und die Nutzung von Synergien zwischen beiden kann es gelingen, den Menschen eine lebenswerte Umwelt zu erhalten (vgl. auch Anm. 10).

Aus Sicht des Klimaschutzes sind die Erhöhung der Energieeffizienz von Gebäuden, Geräten und Infrastruktur sowie der Ausbau der erneuerbaren Energien unabdingbar. Dies gilt auch für den Naturschutz, da es immer schwieriger wird, seine Ziele bei zunehmendem Klimawandel zu erreichen. Dennoch erfordern sowohl technische Effizienzverbesserungen als auch der Ausbau der erneuerbaren Energien unvermeidlich selbst den Verbrauch von Energie und Rohstoffen, führen zu Abfall, Schadstofffreisetzungen sowie zur Gefährdung von Lebensräumen und Landschaften. Diese Folgen werden sich nie gänzlich vermeiden lassen und sind den Folgen des Klimawandels und den Gefahren, die von der Kernkraftnutzung ausgehen, in jedem Fall vorzuziehen. Um sie aber dennoch möglichst gering zu halten, sollten Klimaschutz und Naturschutz auch Energieeinsparungen durch Verhaltensänderungen fordern, fördern und unterstützen.

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Denn nur die Energie, die nicht verbraucht wird und daher nicht erzeugt werden muss, ist letztlich wirklich bzw. vollständig umwelt- und naturverträglich.

Wie lassen sich nun Konflikte zwischen Klimaschutz und Naturschutz vermeiden und Synergien nutzen? Hierfür ist es zunächst nötig, einige übergreifende Aspekte zu berücksichtigen:

  1. den Flächenbedarf erneuerbarer Energien,

  2. deren räumliche Lage bzw. die Bedeutung der in Anspruch genommenen Fläche für den Naturschutz und

  3. globale Zusammenhänge.

Zu 1.: Je größer die Fläche ist, die für die Erzeugung einer bestimmten Energiemenge benötigt wird, umso mehr bzw. umso eher können Konflikte mit dem Naturschutz entstehen. Daher sind aus Naturschutzsicht Energieformen zu bevorzugen, die möglichst wenig Fläche in Anspruch nehmen. Dabei sind aber immer der jeweilige Energieträger und die örtlichen Verhältnisse zu berücksichtigen. So nehmen Windkraftanlagen zwar wenig Grundfläche in Anspruch, sind aber oft weithin sichtbar und können Vorkommen von Vögeln und Fledermäusen gefährden – Probleme, die jedoch wiederum durch die Wahl geeigneter Standorte oder die automatische Abschaltung von Windrädern beim Auftauchen bestimmter Arten minimiert werden können. Die Verwertung von Holz und Grünschnitt weist eine relativ schlechte Flächen-Energie-Bilanz auf, häufig fallen diese Stoffe jedoch sowieso an, so dass ihre energetische Nutzung einen zusätzlichen positiven Effekt bieten kann, der jedoch ökonomisch nicht immer lukrativ ist. Abbildung 3 gibt einen Überblick über die Fläche, die verschiedene Energieträger minimal und maximal benötigen, um ein Megawatt Strom zu produzieren.

Zu 2.: Unterschiedliche Flächen sind für den Naturschutz unterschiedlich bedeutsam, aber auch unterschiedlich empfindlich gegenüber den unterschiedlichen Formen erneuerbarer Energien. Um Konflikte zu minimieren, ist es deshalb wichtig, naturschutzfachlich bedeutsame und empfindliche Flächen zu identifizieren und möglichst weitgehend von der Nutzung erneuerbarer Energien freizuhalten. Dies betrifft z. B. Nationalparks, in denen die Natur sich selbst überlassen werden soll, ebenso wie Naturschutzgebiete oder Fauna-Flora-Habitat- und Vogelschutzgebiete, die beide gemeinsam dem Interner Link: europäischen Schutzgebietssystem "Natura 2000" angehören. Demgegenüber stellen beispielsweise Solaranlagen auf oder über landwirtschaftlichen Flächen oder auf Hausdächern in der Regel kein Problem dar (s. hierzu weiter unten).

Abbildung 3: Flächenbedarf erneuerbarer Energieträger in Hektar (ha) für 1 Megawatt (MW) Strom Nennleistung, Minimal- und Maximalwerte (Windkraft: direkte Flächeninanspruchnahme durch Fundamente, Zuwegung, ggf. Betriebsgebäude und temporäre Rodung, ohne Abstandsflächen, PV = Photovoltaik (Quelle: Heiland und Gyimóthy 2019, S. 18. Zeichnung: Darja Süßbier) Lizenz: cc by-nc-nd/3.0/de/

Zu 3.: Erneuerbare Energien und die hierfür nötigen Rohstoffe werden häufig nicht in Deutschland gewonnen, sondern global verteilt. Zum Beispiel wird in Indonesien und Interner Link: Malaysia auf großflächigen Ölpalmen-Monokulturen Palmöl gewonnen, das neben vielen anderen Verwendungen auch als Grundstoff für Biodiesel dient. Hierfür werden oftmals Regenwälder gerodet und Moore trockengelegt, was enorme Mengen an Treibhausgasen freisetzt. Neben der Zerstörung biologischer Vielfalt wird damit auch das eigentliche Ziel verfehlt, Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Beispiele wie dieses sollen die Förderung und Verwendung erneuerbarer Energien nicht in Frage stellen, sie machen aber deutlich, dass auch diese mit Umweltbelastungen und der Verletzung von Menschenrechten verbunden sein können. Gerade aus diesem Grund sollte stets vorrangig die Reduzierung des Energiebedarfs verfolgt werden.

Klima- und Naturschutz durch energiebewusstes Verhalten

Fast alle Menschen, zumindest in den reichen Ländern des ‚globalen Nordens‘, können durch individuelles Verhalten dazu beitragen, den Energiebedarf zu reduzieren. Hierbei ist es aber wichtig, die großen ‚Energiefresser‘ zu adressieren. Ansonsten beschränken sich Änderungen auf das Ausschalten des Lichts, was nur einen sehr kleinen Beitrag zum Energiesparen leistet. Viel wirksamer ist es, beispielsweise das Heizverhalten zu ändern oder den Kauf von Waren zu vermeiden, deren Produktion und Transport sehr energieaufwändig sind. Abbildung 4 zeigt, wo im Alltag Energie eingespart werden kann, ohne dass damit erhebliche Einschränkungen verbunden sind. Obwohl die zu Grunde liegenden Daten bereits älter sind, dürften sie zumindest das Verhältnis zwischen den einzelnen Möglichkeiten nach wie vor richtig wiedergeben.

Abbildung 4: Möglichkeiten der Energieeinsparung im Alltag (Quelle: Heiland und Gyimóthy 2019, S. 17. Zeichnung: Darja Süßbier verändert nach Süddeutsche Zeitung, 10.03.2007) Lizenz: cc by-nc-nd/3.0/de/

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Keinesfalls sollte übrigens jedes ältere, weniger energieeffiziente Gerät unbesehen gegen ein neues energiesparenderes ausgetauscht werden. Denn nicht nur der Gebrauch eines Geräts benötigt Energie, sondern auch dessen Herstellung. Außerdem trägt das vorzeitige Entsorgen eines Geräts zu einem höheren Ressourcenverbrauch bei.

So zeigen Untersuchungen für Finnland, dass ein Elektroherd mit Ofen für Herstellung, Verpackung und Transport bis zum Handel 1.646 kg Rohstoffe und fast 20.000 Liter Wasser benötigt, und zwar jeweils für nur 1 kg seines Gewichts.

Verantwortung von Politik und Wirtschaft

Politik und Wirtschaft dürfen jedoch die Verantwortung für Klimaschutz und Naturschutz nicht einfach auf die Konsument*innen abschieben. Denn energiesparendem und naturverträglichem Alltagsverhalten sind sehr schnell Grenzen gesetzt – etwa wenn Batterien in Smartphones fest verlötet sind und nicht ausgetauscht werden können, wenn der öffentliche Personenverkehr nicht ausreichend ausgebaut ist, wenn keine oder nur wenig attraktive oder gar gefährliche Radwegeverbindungen existieren, wenn Flüge deutlich billiger sind als die Reise mit der Bahn, wenn Produktinformationen zur Umweltverträglichkeit nicht existieren, wenn Elektroschrott und Plastikmüll nach Asien und Afrika exportiert und dort "entsorgt" werden, wenn regional erzeugte Lebensmittel teurer sind als jene aus anderen Kontinenten – um nur einige wenige Beispiele zu nennen. In erster Linie steht also die Politik in der Verantwortung, rechtliche, infrastrukturelle und ökonomische Rahmenbedingungen zu schaffen, die klima- und naturverträgliches Verhalten für alle zur Normalität werden lassen – weil es einfacher, preisgünstiger und gesünder ist als klima- und naturschädigendere Alternativen. Die Wirtschaft muss dies, etwa durch entsprechende Angebote, Innovationen und Informationsbereitstellungen, unterstützen, wofür es gegebenenfalls ebenfalls rechtlicher Rahmensetzungen durch die Politik bedarf.

Klima- und Naturschutz an Gebäuden

Für den Klimaschutz sind Gebäude aus mehreren Gründen relevant:

  • Erstens entstehen bereits beim Bau erhebliche Mengen an Treibhausgasen, etwa durch die Verwendung von Zement und Stahl als Baustoffe (siehe Infokasten).

  • Zweitens entfällt etwa ein Drittel des Endenergieverbrauchs in Deutschland auf den Gebäudebereich, der damit auch erhebliche Einsparpotenziale bietet. Deshalb kann an vielen Gebäuden, insbesondere älteren mit hohen Wärmeverlusten, die Dämmung von Dächern und Fassaden einen wichtigen Beitrag zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen leisten.

  • Drittens können Dächer für die Installation von Solaranlagen genutzt werden, die dort kaum mit anderen Nutzungen und Ansprüchen konkurrieren.

Studie der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen

Handlungsfelder für eine klimaschonende Konstruktion (bpb) Lizenz: cc by-nc-nd/3.0/de/

Nach einer Studie der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB e.V.) anhand von 50 Gebäuden unterschiedlicher Bauart entstehen etwa ein Drittel der gesamten Gebäudeemissionen bereits während der Bauphase:

"Die im Auftrag vom Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) beauftragte Studie Umweltfußabdruck von Gebäuden in Deutschland zeigt auf, dass 2014 40% der deutschen Treibhausgas-Emissionen durch die Herstellung, Errichtung, Modernisierung und durch den Betrieb von Wohn- und Nichtwohngebäuden verursacht wurden. Für den Gebäudesektor bedeutet dies, dass große Anstrengungen unternommen werden müssen, um die politisch vorgegebenen Reduktionsziele zu erreichen."* Von der DGNB wurde eine Toolbox "Klimaneutrales Bauen" u. a. mit Handlungsempfehlungen entwickelt (Externer Link: https://www.dgnb.de/de/themen/klimaschutz/toolbox/).

*Siehe Externer Link: www.dgnb.de/de/aktuell/pressemitteilungen/2021/studie-co2-emissionen-bauwerke

Wie Abbildung 5 zeigt, können Gebäude jedoch Lebensräume für viele Tierarten bieten. Zu nennen sind hier Vogelarten wie Mauersegler, Mehlschwalbe, Hausrotschwanz oder Haussperling, fast alle heimischen Fledermausarten sowie Insekten, etwa Wespen und Hornissen. Fassadendämmung und Installation von Solaranlagen können zum Verlust dieser Lebensräume führen, sei es durch das Verschließen von Mauerritzen und Öffnungen, die direkte Entfernung von Nistgelegenheiten oder indem durch Baugerüste der Zugang bzw. Anflug zu Nestern versperrt wird. Solche negativen Auswirkungen können durch Bau außerhalb der Brut- und Nistzeiten und die Schaffung geeigneter Ersatzquartiere, wie dem Einbau von Nisthilfen, einfach vermieden werden. Hierzu sollten Hauseigentümer*innen so früh wie möglich, etwa ein Jahr vor Baubeginn, prüfen, ob gebäudebewohnende Arten vorkommen.

Auf Flachdächern können Fotovoltaikanlagen vielfach auch mit einer extensiven Dachbegrünung kombiniert werden. Durch deren Kühlungseffekt bleibt die Oberflächentemperatur der Anlagen geringer, was ihren Wirkungsgrad erhöht. Im Anschluss an die Dämmung von Fassaden können durch deren Begrünung weitere Lebensräume geschaffen, die Aufheizung des Gebäudes verringert und seine ästhetische Attraktivität verbessert werden. Es ist jedoch darauf zu achten, dass die Dämmung hierdurch nicht beschädigt und Wärmebrücken geschaffen werden. Zudem sollten CO2-neutrale Dämm-Materialien wie Holz, Hanf, Kork oder Zellulose verwendet werden.

Abbildung 5: Nist- und Schlafplätze von Vögeln, Fledermäusen und Insekten an Gebäuden (Quelle: Demuth & Schumacher 2019a. Zeichnung: Darja Süßbier) Lizenz: cc by-nc-nd/3.0/de/

Klima- und Naturschutz bei Straßenbeleuchtungen


Zunehmend rüsten viele Städte und Gemeinden ältere Straßenbeleuchtungen auf energiesparende LED-Beleuchtungen um. Damit leisten sie einen Beitrag zur Reduzierung des Verbrauchs von Energie und giftigem Quecksilber sowie zur Verringerung der ‚Lichtverschmutzung‘. Bereits die Umstellung auf LED-Lampen führt zu einer deutlich geringeren Lockwirkung für Insekten und vermindert das massenhafte Verenden der Tiere an Straßenlaternen. Jedoch werden auch andere Tierarten von nächtlicher Helligkeit beeinträchtigt: Viele Fledermausarten müssen, um Orte mit starker Beleuchtung zu meiden, weite Umwege zu ihren Jagdgebieten in Kauf nehmen und verlieren hierdurch Energie und Zeit für die Nahrungssuche. Künstliche Beleuchtung des Nachthimmels beeinflusst die Reproduktion von Vögeln und kann die Orientierung von Zugvögeln stören, die im Herbst und im Frühjahr nachts unterwegs sind.

Deshalb sollten im Rahmen der Beleuchtungsumstellung folgende weitere Möglichkeiten genutzt werden, die es erlauben, negative Folgen für die Natur ohne großen Mehraufwand zu reduzieren:

Abbildung 6: Beispiele für die bauliche Gestaltung von Außenleuchten (Demuth und Schumacher 2019c: 7. Zeichnung: Darja Süßbier, verändert nach: Schmid et al. 2012: 53.) Lizenz: cc by-nc-nd/3.0/de/

  1. Die Reduzierung der Zahl der Straßenlaternen als auch der Lichtintensität auf das tatsächlich erforderliche Maß sowie alternativ die zeitweise Abschaltung oder Dimmung der Straßenbeleuchtung durch Bewegungsmelder. Hierdurch können weitere Energie und Kosten gespart und der nächtliche Sternenhimmel für die Menschen wieder erlebbarer werden.

  2. Verwendung neutraler, warm-weißer LED-Lampen, da diese ca. zwei Drittel weniger Insekten anziehen als kalt-weiße LEDs.

  3. Passende Abschirmung der Lampengehäuse zur Vermeidung von Streulicht und damit der Lichtverschmutzung (siehe Abbildung 6).

Da eine Umrüstung die Art der Straßenbeleuchtung für viele Jahre festlegt, ist es sinnvoll und wichtig, solche Möglichkeiten frühzeitig zu prüfen und sie umzusetzen, sofern sie machbar und geeignet sind.

Grüne Mobilitätsnetze


In Öffentlichkeit und Politik wird derzeit eine intensive Diskussion um eine ‚Interner Link: Mobilitätswende‘ geführt. Diese soll u. a. dazu beitragen, den Treibhausgasausstoß des Verkehrs zu senken. Umstritten ist dabei, welche Bedeutung das Auto künftig haben soll – ob also ein Umstieg auf elektrobetriebene Fahrzeuge ausreicht oder ob der öffentliche Nah- sowie der Fuß- und Radwegeverkehr demgegenüber gestärkt werden sollten. Wie immer man dazu steht: Attraktive Fuß- und Radwegeverbindungen in Städten können in jedem Fall die Verkehrssituation verbessern und zu einer höheren Lebensqualität beitragen.

Um dieses Potenzial zu nutzen, sollten Fuß- und Radwege vor allem dem Alltagsverkehr dienen, also Verbindungen schaffen zwischen der eigenen Wohnung einerseits, Arbeitsplatz, Kindergarten, Schule, Einkaufszentren usw. andererseits. Darüber hinaus sollten sie möglichst abseits des motorisierten Verkehrs, lärm- und gefahrenfrei, zusammenhängend und überwiegend ‚im Grünen‘ verlaufen. Grüne Mobilitätsnetze sind strategisch geplante Systeme solcher Wege. Überörtlich können auch so genannte Radschnellwege einbezogen werden. Ihr Rückgrat bilden Grünräume, die durch lineare Grünstrukturen ergänzt und miteinander verbunden werden. Sie tragen zur Gesundheitsförderung und zur Erhaltung der biologischen Vielfalt bei, sie verringern Lärm, Luftverschmutzung und die Freisetzung von Treibhausgasen.

Trotz dieser positiven Wirkungen stellen neu zu schaffende Fuß- und Fahrradwege Eingriffe in Natur und Landschaft dar. Sie können u. a. zur Versiegelung von Böden, zu verringerter Niederschlagsversickerung, zur Beseitigung oder Zerschneidung von Lebensräumen führen oder auch das Landschaftsbild beeinträchtigen. Wenngleich diese Auswirkungen im Vergleich zu Straßen in der Regel deutlich geringer sind, so bleiben sie dennoch bestehen.

Sie lassen sich aber dadurch vermeiden oder zumindest verringern, indem

  1. wertvolle und empfindliche Flächen möglichst nicht in Anspruch genommen werden,

  2. Zerschneidungen und Barrierewirkungen für bestimmte Tierarten vermieden werden, etwa durch Querungshilfen, und

  3. beim Bau auf naturverträgliche Ausführung geachtet wird.

Darüber hinaus sollten

  1. grüne Mobilitätsnetze in eine verkehrspolitische Gesamtstrategie eingebunden sein, die alle Verkehrsträger berücksichtigt,

  2. Quell- und Zielorte des Fuß- und Radverkehrs sowie geeignete Verbindungswege zwischen diesen Orten gezielt ermittelt werden,

  3. die Attraktivität und Sicherheit der Wege soweit möglich gewährleistet sein, u. a. durch ausreichende Entfernung zum Straßenverkehr, Ruhe, angemessene bauliche Qualität oder Führung durch Grünflächen sowie Förderung der Artenvielfalt im Umfeld, und

  4. naturschutzrechtliche Anforderungen frühzeitig beachtet werden.

Fazit

Der Klimawandel und der Verlust der biologischen Vielfalt stellen ebenso wie die Erhaltung von Böden und die Sicherstellung der Versorgung mit sauberem Wasser zentrale Herausforderungen der Menschheit im 21. Jahrhundert dar. Insbesondere zwischen dem Ausbau erneuerbarer Energien als einem Mittel des Klimaschutzes sowie dem Schutz biologischer Vielfalt kann es im konkreten Fall zu Konflikten kommen. Solche Konflikte können nicht gänzlich beseitigt werden, jedoch gibt es viele Möglichkeiten, sie zu vermeiden oder zumindest zu verringern. Klimaschutz und Naturschutz dürfen deshalb nicht in erster Linie als ‚Gegner‘, sondern müssen als Partner verstanden werden. Denn

  1. wird der Schutz von Natur und Landschaft bei fortschreitendem Klimawandel immer schwieriger,

  2. können intakte Ökosysteme wichtige Beiträge zum Klimaschutz und zur Anpassung an den Klimawandel leisten und

  3. sind Klima, biologische Vielfalt, Boden, Wasser und Luft gleichermaßen unentbehrliche Lebensgrundlagen für uns Menschen.

Diese notwendige "Partnerschaft" muss v. a. in der Gestaltung der politischen Rahmenbedingungen der Energiewende Ausdruck finden: Erstens darf die zweifelsohne notwendige Beschleunigung des Ausbaus erneuerbarer Energien nicht zu Lasten der Prüfung und Berücksichtigung von Naturschutzbelangen erfolgen. Zweitens sollten die politisch Verantwortlichen deutlich stärker als bisher offen kommunizieren, dass wir unsere Lebens- und Wirtschaftsweise nicht in der gewohnten Weise aufrecht erhalten können, wenn wir unsere Lebensgrundlagen erhalten und künftigen Generationen eine lebenswerte Umwelt hinterlassen wollen .

Weitere Inhalte

Prof. Dr. Stefan Heiland ist Professor an der TU Berlin und leitet dort das Fachgebiet "Landschaftsplanung und Landschaftsentwicklung". Aktuelle Arbeitsschwerpunkte sind neben der Landschaftsplanung: der Klimawandel und dessen Auswirkungen auf Landschaften, biologische Vielfalt und Planungsmethoden; die Bedeutung von Konsum und Suffizienz für die Veränderung von Landschaften; gesellschaftliche Auswirkungen der Digitalisierung und deren Folgen für Planungsprozesse und Naturschutz.