Die Erkenntnisse über den Zusammenhang der Konzentration von Treibhausgasen in der Atmosphäre mit dem Anstieg der globalen Durchschnittstemperaturen fanden in den 1970er-Jahren zuerst in der Wissenschaft und in den 1980er-Jahren auch im politischen Raum deutlich wachsende Aufmerksamkeit. Gleichzeitig prägen politische Entwicklungen auch Dynamiken in der Klimawissenschaft. Sowohl auf internationaler wie auch auf nationaler Ebene lassen sich zahlreiche Institutionen und Initiativen identifizieren, die an diesem intensiven wechselseitigen Austausch zwischen Klimawissenschaft und Klimapolitik beteiligt sind. Das bekannteste Beispiel hierfür ist der Weltklimarat (Intergovernmental Panel on Climate Change, IPCC).
Der IPCC als Instanz wissenschaftlicher Politikberatung
Die Gründung des IPCC ist eng verknüpft mit den Anfängen der internationalen Klimadiplomatie. Im Jahr 1988 riefen das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UN Environment Programme, UNEP) und die Weltorganisation für Meteorologie (World Meteorological Organziation, WMO) den IPCC als Institution der Vereinten Nationen ins Leben. Mittlerweile sind 195 Staaten Mitglied und über 150 Beobachterorganisationen registriert.
Große Aufmerksamkeit bekam der IPCC 2007, als ihm zusammen mit dem amerikanischen Umweltschützer, Unternehmer und ehemaligen US-Vizepräsidenten Al Gore der Friedensnobelpreis verliehen wurde. Das Nobelpreiskomitee würdigte damit die "Bemühungen zum Aufbau und der Verbreitung von mehr Wissen über den von Menschen verursachten Klimawandel und das Legen eines Fundamentes für Maßnahmen, die als Gegengewicht gegen diese Änderungen notwendig sind". Die Besonderheit des IPCC ist, dass nicht nur Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an den Berichten mitarbeiten, sondern Regierungen die Gelegenheit bekommen, Stellung zu beziehen und abschließend im Konsens über den Bericht abzustimmen (siehe weiter unten).
Das erklärte Ziel des IPCC ist es, den aktuellen Forschungsstand der Klimawissenschaft zusammenzutragen und zu bewerten, um damit Grundlagen für wissenschaftsbasierte Entscheidungen in der Klimapolitik zu liefern. Dabei gilt die Maxime, dass der IPCC politisch unabhängig ist und die Berichte keine politischen Handlungsempfehlungen formulieren. Im Rahmen dieses Mandats können die Dynamik des Klimawandels sowie die antizipierten Folgen bestimmter Temperaturanstiege detailliert beschrieben werden. In Bezug auf zukünftige Emissionspfade und Minderungsmöglichkeiten, die einen entsprechenden Anstieg verhindern könnten, legt der IPCC in seinen Berichten jeweils eine große Bandbreite an möglichen Optionen und Zukunftsbildern vor, um möglichst keine politischen Entscheidungen vorweg zu nehmen.
Die Organisation des IPCC
Die umfassenden Sachstandsberichte des IPCC werden innerhalb eines sogenannten Berichtszyklus von sechs bis sieben Jahren erstellt. Organisiert und koordiniert wird dieser Prozess von dem Sekretariat, dem Exekutivkomitee und dem 34-köpfigen Vorstand des IPCC. Entscheidungen über die Planung wie auch über die finale Annahme der Berichte werden im Plenum getroffen. Hier sitzen Delegationen der zugehörigen 195 Länder, um in jährlichen Treffen über Fragen des Budgets, über die Arbeitsprogramme sowie über die Abstimmung finaler Berichte zu entscheiden.
Drei unterschiedliche Arbeitsgruppen erarbeiten zunächst unabhängig voneinander drei Berichte: Während sich die erste Arbeitsgruppe mit den naturwissenschaftlichen Ursachen des Klimawandels beschäftigt, analysiert die zweite Arbeitsgruppe die Verwundbarkeit von natürlichen und sozioökonomischen Systemen sowie Anpassungsstrategien an den Klimawandel. Die dritte Arbeitsgruppe trägt den Forschungsstand zu politischen, wirtschaftlichen und technologischen Optionen zusammen, die zur Minderung des Klimawandels beitragen könnten. Jeder dieser Arbeitsgruppen ist eine Geschäftsstelle zugeordnet, die die Arbeit der Autorinnen und Autoren koordiniert und unterstützt. Nach Veröffentlichung des dritten Berichts erarbeiten die drei Gruppen gemeinsam den sogenannten Synthese-Bericht und eine dazugehörige Zusammenfassung für die politischen Entscheidungsträger.
Die Entstehung der IPCC-Berichte
Sowohl die Sachstandsberichte als auch die Sonderberichte durchlaufen komplexe Prozesse. Diese sollen sicherstellen, dass die Publikationen wissenschaftlich korrekt sind und politische Unabhängigkeit wahren. Die Berichtsentwürfe werden von Autorinnen und Autoren verfasst, die zu Beginn des Prozesses im sogenannten scoping – einer ersten Verständigung über relevante Inhalte und über zu deren Darlegung geeignete Fachleute – von Regierungen oder Beobachterorganisationen nominiert werden.
Die anschließende Auswahl trifft der IPCC-Vorstand unter Berücksichtigung von Kriterien unterschiedlicher wissenschaftlicher Expertise, Disziplinen, Weltregionen und Geschlecht. Bei der Auswahl wird unterschieden zwischen koordinierenden Leitautorinnen und -autoren, die für ganze Kapitel verantwortlich zeichnen, und solchen, die jeweils für bestimmte Textteile zuständig sind. Darüber hinaus wird bestimmt, welche Fachexpertinnen und -experten mit der Begutachtung der Entwürfe sowie des breiteren Begutachtungsverfahrens insgesamt beauftragt werden.
In diesem Prozess tragen tausende Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Politik, Zivilgesellschaft und Wirtschaft freiwillig zur Begutachtung des Berichtes bei. Für den letzten Sonderbericht zu 1,5°C globaler Erwärmung beispielsweise hatten die 90 Autorinnen und Autoren aus 40 Ländern insgesamt über 42.000 Kommentare von mehr als 1100 Gutachterinnen und Gutachtern durchzuarbeiten. Alle Beteiligten arbeiten unentgeltlich an den Berichten mit.
Das größte mediale Interesse findet meist die mehrtägige Plenumssitzungg des IPCC, in der die Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger (Summary for Policymakers) Zeile für Zeile verhandelt und abschließend gemeinsam mit dem Bericht formell angenommen wird. Den unterschiedlichen Entwürfen wird – zumindest in der breiteren Öffentlichkeit – im Vorlauf weniger Aufmerksamkeit zuteil.
Ein häufiger Kritikpunkt, der in sozialwissenschaftlichen Arbeiten über den IPCC-Prozess geäußert wird, zielt auf die überdurchschnittliche Beteiligung vieler nordamerikanischer und europäischer, zudem meist männlicher Wissenschaftler. Obwohl sich dies zuletzt verbessert hat, ist nach wie vor ein deutliches Ungleichgewicht erkennbar.
Die Rolle des IPCC für Politik und Wissenschaft
Insbesondere die kontinuierliche Einbindung der Regierungsdelegationen in die Vorhaben des IPCC trägt dazu bei, dass er im politischen Prozess eine besondere Legitimität besitzt. Immer wieder haben sich von Regierungen autorisierte Zusammenfassungen und Bewertungen des aktuellen Wissensstandes deutlich auf die internationale und nationale Klimapolitik ausgewirkt. Eine große Rolle spielt dabei auch, dass IPCC-Berichte kurz vor wichtigen internationalen Klimagipfeln der Klimarahmenkonvention veröffentlicht werden und so als gemeinsame Informationsgrundlage für die Verhandlungen dienen können. Jüngste Beispiele hierfür sind der fünfte Sachstandsbericht, der im Vorlauf der Verhandlungen zum Pariser Abkommen von 2015 veröffentlicht wurde und der Sonderbericht über 1.5°C Globale Erwärmung (SR1.5), der abgestimmt mit den politischen Prozessen zur Implementierung des Pariser Abkommens im Jahr 2018 veröffentlicht wurde.
Gleichzeitig wird dem IPCC auch eine wichtige Wirkung in die Wissenschaft hinein bescheinigt. Neben der Autorenschaft ist auch die Sichtbarkeit der eigenen Forschung in IPCC-Berichten häufig ein wichtiger Baustein für wissenschaftliche Karrieren. Daraus ergibt sich, dass die IPCC-Zyklen ein Taktgeber wissenschaftlicher Forschung sind – sowohl zeitlich als auch in Bezug auf thematische Schwerpunkte.
Diese einflussreiche Stellung wird allerdings nicht nur positiv bewertet. Insbesondere im Zusammenhang des vergleichsweise kurzfristig anberaumten 1,5°C-Sonderberichts wurde die Rolle des IPCC in der Klimawissenschaft auch kritisch diskutiert.
Zukunftsszenarien als Entscheidungshilfe für die Klimapolitik
Während sich die Klimawissenschaft in ihren Anfängen vor allem auf die Zusammenhänge zwischen der Konzentration von Treibhausgasen und dem menschengemachten Klimawandel konzentrierte, rückte der Fokus im Laufe der Zeit immer stärker auf mögliche Zukunftsszenarien. Der IPCC entwickelte sich zur zentralen Auswertungsinstitution der Szenarien und Modelle, die weltweit in aufwändigen Forschungsprojekten erarbeitet werden.
Immer mehr verfügbare Daten sowie ein Anstieg von Rechenkapazitäten führten zu immer komplexeren Erdsystemmodellen, in denen die physikalischen Prozesse im Klimasystem repräsentiert sind. Darüber hinaus erlangten die sogenannten Integrated Assessment Models (IAMs) zunehmend an Bedeutung. In diesen Modellen werden vereinfachte naturwissenschaftliche Klimamodelle mit kostenoptimierenden ökonomischen Modellen und Annahmen über gesellschaftliche Entwicklungen verknüpft und so mögliche Zukunftsbilder entworfen.
Die IAMs zielen darauf ab, die wechselseitigen Einflüsse zu verstehen, die zwischen unterschiedlichen klimatischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Entwicklungen bestehen. Ihre Ergebnisse zeigen Pfade auf, wie Klimaziele – wie beispielsweise das 1,5°C-Ziel – mithilfe bestimmter Maßnahmen zur Emissionsreduktion erreicht werden könnten.
Es ist wichtig zu betonen, dass es dabei explizit nicht um Vorhersagen einer mit großer Sicherheit eintreffenden Zukunft im Sinne einer Wettervorhersage geht. Ihre Ergebnisse ermöglichen es vielmehr, basierend auf bestimmten Annahmen, mögliche Szenarien zu identifizieren und zu diskutieren. Sie treffen also Aussagen über mögliche Klimazukünfte, die auf bestimmten Wenn-Dann-Annahmen beruhen.
Die klimawissenschaftliche Forschung führt über die Zeit zu immer neuen Erkenntnissen und damit zu fortlaufender Korrektur und Erweiterung der Klimamodelle. Diese lassen sich an zwei Beispielen illustrieren, die an der Schnittstelle von Politik und Wissenschaft zuletzt viel Aufmerksamkeit erregten: das Konzept des CO2-Budgets sowie Maßnahmen zur CO2-Entnahme.
Das Konzept des COc-Budgets
Das CO2-Budget meint die verbleibende Menge an CO2, die noch ausgestoßen werden kann, bevor bestimmte Klimaziele verfehlt werden. Sie ergibt sich aus den bereits ausgestoßenen Emissionen und den jeweiligen Obergrenzen für einzelne Klimaziele. Das Konzept spielt in der Klimawissenschaft seit den späten 2000er-Jahren eine prominente Rolle und wird seitdem immer häufiger als Ausgangspunkt klimapolitischer Zielvorgaben und Instrumente diskutiert.
Die wissenschaftliche Debatte über das CO2-Budget entstand, um zwischen Klimawissenschaft und -politik vermitteln zu können und ist ein anschauliches Beispiel für die vielfältigen Interaktionen zwischen Wissenschaft und Politik. Häufig wird der Budget-Ansatz genutzt, um die Dringlichkeit ambitionierter Klimaschutzmaßnahmen aus der wissenschaftlichen Forschung in politische Debatten und Entscheidungs- und Gesetzgebungsprozesse zu übersetzen.
So erfährt der Budget-Ansatz insbesondere seit dem Abkommen von Paris stetig wachsende Aufmerksamkeit und Beliebtheit, indem etwa immer mehr nationale Klimaschutzgesetze auf ihn zurückgreifen. Doch es gibt auch grundlegende Herausforderungen, die in der Wissenschaft diskutiert werden und auch die Gesetzgebung vor Probleme stellt. Sie liegen unter anderem in der Methodik zur Berechnung des globalen Budgets, aber auch in der gerechten Aufteilung des globalen Budgets auf einzelne Staaten, die auf internationaler, zwischenstaatlicher Ebene umstritten ist.
Diskussion um die Möglichkeiten der CO2-Entnahme
Seit dem Abkommen von Paris wird in Wissenschaft und Politik außerdem ein spezifischer Baustein der IAM-Modelle viel diskutiert: Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gehen in ihren Annahmen davon aus, dass zusätzliches CO2 langfristig aus der Atmosphäre entnommen werden kann und tatsächlich auch in großen Mengen entnommen werden muss, wenn die Klimaziele des Pariser Abkommens eingehalten werden sollen. Schon jetzt entziehen beispielsweise Ozeane oder Wälder der Atmosphäre auf natürliche Weise große Mengen CO2.
Würde man diese Mechanismen ausweiten und die Menge des absorbierten CO2 – sei es durch natürliche oder technische Maßnahmen – deutlich erhöhen, könnten nur schwer zu eliminierende Emissionen hiermit ausgeglichen und somit Netto-Null-Emissionen erreicht werden. Viele Modelle gehen zusätzlich davon aus, dass in Zukunft Netto-Negativ-Emissionen erreicht werden müssten, das heißt, es müsste der Atmosphäre mehr CO2 entnommen werden, als in sie ausgestoßen wird.
In welchem Ausmaß CO2-Entnahmen in Zukunft benötigt werden, ist in der Wissenschaft zurzeit noch umstritten. Klar ist aber, dass die Menge maßgeblich von der Klimapolitik der kommenden Jahre abhängt. Je langsamer CO2-Emissionen reduziert werden, desto mehr CO2-muss in der Zukunft aus der Atmosphäre entnommen werden.
Zukunftsbilder im IPCC
Der IPCC wertet in seinen Berichten eine Vielzahl von Modellen und Szenarien aus und bündelt die Ergebnisse in sogenannten illustrativen Modellpfaden. Für den 1.5°C-Sonderbericht des IPCC wurden beispielsweise 90 Szenarien ausgewertet, die mit der Begrenzung der globalen Erwärmung um 1,5°C vereinbar sind. Daraus wurden vier unterschiedliche illustrative Modellpfade erarbeitet, um unterschiedliche Zukunftsbilder auszuleuchten.
Mit der Auffächerung unterschiedlicher Pfade zielt der IPCC darauf ab, eine Bandbreite möglicher Entwicklungen abzubilden und damit seiner politischen Unabhängigkeit gerecht zu werden. Zwar grenzen auch die wissenschaftlichen Modelle den Lösungsraum ein, indem sie bestimmte Entwicklungen als mit dem 1,5°C-Ziel unvereinbar ausschließen und andere als zwingend notwendig erachten. Doch eine konkrete Handlungsanleitung bzw. Empfehlungen für die politische Entscheidungsebene oder für die breite Bevölkerung, die Verbraucherinnen und Verbraucher, formuliert der IPCC damit nicht.
So zeigen die für den 1.5°C Sonderbericht ausgewerteten Modelle beispielsweise klar, dass weltweit bis 2050 Netto-Null-CO2-Emissionen erreicht werden müssen. Welches Land bis dahin wie schnell Emissionen reduziert oder in welchen Wirtschaftssektoren das vorrangig zu erfolgen hat, sind jedoch politische Aushandlungsprozesse, die diese Modelle nicht vorwegnehmen können.
Die für den IPCC ausgewerteten Modelle bemühen sich zunehmend, gesellschaftliche Dynamiken stärker zu berücksichtigen, indem sie beispielsweise sozialwissenschaftliche Forschungen über Transformationsprozesse mit einbeziehen. So wird versucht, Innovationsdynamiken, Pfadabhängigkeiten, die politische Machbarkeit einzelner Maßnahmen und auch plötzlich auftretende, sprunghafte gesellschaftliche Veränderungen(=disruptive Transformation) stärker zu berücksichtigen. Wichtig bleibt trotz dieser Erweiterung: Die bevorstehenden politischen Konflikte können damit beschrieben und analysiert, die nötigen gesellschaftlichen Aushandlungsprozesse aber nicht in die Modelle verlagert werden.
Der Blick auf die Zukunftsbilder im IPCC veranschaulicht wichtige Dynamiken zwischen Klimawissenschaft und -politik, die zu einem politisch und gesellschaftlich relevanten Schluss führen: Der Übergang hin zu einer Netto-Null-Emissionen-Gesellschaft kommt nicht ohne politische und gesellschaftliche Aushandlungsprozesse und demokratische Entscheidungen aus. Die Berichte des IPCC und die Klimawissenschaft insgesamt begleiten diese Prozesse, doch mehr wissenschaftliches Wissen allein wird die bevorstehenden politischen Konflikte nicht lösen können.
Neue Impulse für das Verhältnis von Wissenschaft und Politik
Das Verhältnis von Wissenschaft und Politik bekommt seit der Verabschiedung des Pariser Klimaabkommens im Jahr 2015 neue Aufmerksamkeit, sowohl durch das Abkommen selbst, das sich mehrmals auf die "besten verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnisse" beruft und den IPCC zu einem Sonderbericht über 1,5°C Globale Erderwärmung mobilisierte, als auch durch die jüngsten politischen Entwicklungen.
In 2017, noch vor den großen Klimaprotesten von Fridays for Future, fanden unter anderem in Deutschland und den USA zahlreiche "Märsche für die Wissenschaft" statt. Sie galten als Reaktion auf sogenannte alternative Fakten, den befürchteten Bedeutungsverlust wissenschaftlicher Expertise sowie auf konkrete politische Entscheidungen, Forschungsgelder zu kürzen. Die Klimawissenschaft war dabei ein zentrales Thema der Proteste.
Ab 2018 mobilisierten Aktivistinnen und Aktivisten von Fridays for Future zu wöchentlichen Demonstrationen. Die Bewegung war von den Schulstreiks der schwedischen Schülerin Greta Thunberg inspiriert worden. Sie hatte im August 2018 zunächst alleine begonnen, jeden Freitag für Klimaschutz zu streiken. Weltweit schlossen sich nach und nach immer mehr Schülerinnen und Schüler sowie Studierende an. Ihren Höhepunkt erreichten die Proteste im September 2019 als nach Angaben von Fridays für Future über 1,4 Millionen Menschen weltweit demonstrierten. Eine ihrer Kernbotschaften war und ist der Aufruf, sich hinter der Wissenschaft zu versammeln ("unite behind the science").
Im deutschsprachigen Raum bekam die Bewegung auch Unterstützung aus der Wissenschaft – über 26.000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Deutschland, Österreich und der Schweiz unterzeichneten die Stellungnahme der Scientists for Future. Dass die Unterzeichnenden damit politische Forderungen erhoben und eng an die Fridays for Future-Bewegung heranrückten, wurde vielerorts begrüßt, war aber nicht nur unumstritten. Teilweise wurde kritisiert, dass die Grenzen zwischen unabhängiger Wissenschaft und politischer Positionierung zu verschwimmen schienen.
Die Scientists for Future sind damit ein wichtiges Beispiel für die Spannungen, die zum Verhältnis von Wissenschaft und Politik gehören, und veranschaulichen dessen Ambivalenz: Einerseits ist wissenschaftliche Expertise eine wichtige Ressource für politische Forderungen nach ambitionierterer Klimapolitik. Andererseits besteht bei zu enger Verflechtung das Risiko, dass die Wissenschaft sich politisiert und damit Gefahr läuft, langfristig an Glaubwürdigkeit zu verlieren.