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Coronavirus in Syrien: Warnung vor möglichem „Massensterben“

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Die humanitäre Lage in Syrien ist verheerend. In Idlib sind viele Krankenhäuser zerstört. Auch deswegen bereitet eine mögliche Ausbreitung des Coronavirus Sorgen.

Update vom 29.04.2020, 18.22 Uhr: Der syrische Diktator Baschar al-Assad fällt in Folge des Syrien-Kriegs in die Ungnade von Russland*. Schon bald könnte Russlands Präsident Wladimir Putin genug haben.

Update, 23.03.2020, 14.51 Uhr: Als eines der letzten Länder im Nahen Osten hat am Sonntag (22.03.2020) auch Syrien seinen ersten Coronavirus-Fall gemeldet. Über die Ausbreitung des Coronavirus Sars-CoV-2 in Syrien und der Region um Idilb berichten wir ab sofort fortlaufend in einem separaten Artikel, den Sie hier finden.

Update, 18.03.2020, 11.47 Uhr: Hilfsorganisationen warnen vor dramatischen Folgen*, sollte sich das neuartige Coronavirus unter Vertriebenen im Nordwesten Syriens ausbreiten. „Dann muss man, so brutal sich das anhört, fast schon mit einem Massensterben rechnen“, sagte Dirk Hegmanns, Regionaldirektor der Welthungerhilfe für Syrien. „Da die russische Luftwaffe systematisch Klinken zerstört hat, gibt es dort keine Gesundheitsversorgung.“ So gebe es im gesamten Nordwesten Syriens ganze 50 Beatmungsgeräte. 

Die Region um die Stadt Idlib ist das letzte große Rebellengebiet des Bürgerkriegslands. Seit Dezember sind nach UN-Schätzungen fast eine Million Menschen vor Bombardierungen und den Truppen der Regierung geflohen. Die humanitäre Lage ist Hilfsorganisationen zufolge ohnehin dramatisch. Es fehlt akut an Lebensmitteln, Unterkünften und Heizmaterial. Seit fast zwei Wochen gilt eine Waffenruhe, die die Schutzmächte Russland und Türkei vereinbart hatten.

Syrien und Corona: Warnungen vor einer Katastrophe

Update, 18.03.2020, 10.16 Uhr: Die Warnungen vor einem Ausbruch der Coronavirus-Pandemie im Nahen und Mittleren Osten nehmen zu: In Gaza oder Syrien drohe bei einer Ausbreitung von Coronavirus-Infektionen eine „Katastrophe von unbeschreiblichem Ausmaß“, sagte Christian Saunders. 

Saunders ist Generalkommissar des UN-Flüchtlingshilfswerks für Palästinenser (UNRWA). Das Hilfswerk ist in fünf Ländern tätig: dem Westjordanland einschließlich Ostjerusalem, Gaza, Jordanien, Libanon und Syrien.

USA setzen neuen IS-Chef auf Terroristen-Liste

Unterdessen haben die USA den neuen Anführer der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) auf ihre schwarze Liste mit Terroristen gesetzt. Amir Mohammed Abdul Rahman al-Mawli sei nach der Tötung von Ex-Anführer Abu Bakr al-Bagdadi bei einem US-Militäreinsatz im Oktober zum neuen Anführer der Gruppe ernannt worden, sagte US-Außenminister Mike Pompeo am Dienstag. 

Medienberichten zufolge sei den Geheimdiensten Al-Mawlis Aufenthaltsort nicht bekannt, sie vermuteten aber, dass er al-Bagdadi in die letzte syrische Rebellenhochburg Idlib folgte.

Syrien: WHO besorgt über Lage in Idlib

Update, 17.03.2020, 15.07 Uhr: Die humanitäre Hilfe für Millionen Menschen auf der Welt ist nach Angaben der Vereinten Nationen durch die Ausbreitung des Coronavirus Sars-CoV-2 bedroht. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist besonders besorgt über die Lage von mehr als 950 000 Vertriebenen in der bis vor Kurzem von Kämpfen erschütterten Region Idlib im Nordwesten Syriens

Viele Menschen lebten dort in sehr beengten Verhältnissen und seien ohnehin gesundheitlich angeschlagen, teilte die Weltgesundheitsorganisation mit. Die Gesundheitsversorgung sei im ganzen Land sehr eingeschränkt. 

Syrien hat noch keinen Coronavirusfall gemeldet. In der Hauptstadt Damaskus wurden nach WHO-Angaben 34 Tests gemacht - alle negativ.

Syrien: Hilfsorganisationen fordern Hilfe von EU

Update, 17.03.2020, 13.18 Uhr: Vor dem Hintergrund des Syrien-Konfliktes hat die Hilfsorganisation Pro Asyl größeren Druck der Staaten der Europäischen Union auf die Türkei gefordert. Die «fluchtverursachende Politik Erdogans in der Türkei und in Syrien» müsse gestoppt werden, heißt es in einer Mitteilung am Dienstag mit Blick auf den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Die Türkei sei kein sicherer Staat für Flüchtlinge, sie bietet keinen dauerhaften Schutz.

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) wollte am Dienstag mit Erdogan und dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron per Video über den Syrien-Konflikt und seine Folgen beraten. Dabei dürfte es auch um die inzwischen entschärfte Lage in der umkämpften syrischen Provinz Idlib gehen.

Syrien: Schulen in Idlib oft zerstört und beschädigt

Update, 17.03.2020, 11.56 Uhr: Im Konflikt in Syrien geraten auch Schulen immer wieder in die Schusslinie: Wie die Kinderrechtsorganisation Save the Children am Dienstag mitteilte, wurden seit der Eskalation der Kämpfe in der Provinz Idlib vor knapp einem Jahr mehr als die Hälfte der Schulen in der Region im Nordwesten Syriens zerstört oder sind aus anderen Gründen nicht mehr nutzbar. Jedes noch funktionierende Klassenzimmer müsse nun 240 Schüler aufnehmen, damit alle schulpflichtigen Kinder in Idlib zur Schule gehen könnten.

Allein in den vergangenen drei Monaten seien mindestens 217 Schulen beschädigt oder stillgelegt worden, teilte Save the Children mit. Seit April vergangenen Jahres seien 570 der einst mehr als tausend Schulen "zerstört, beschädigt oder aufgrund ihrer Lage in einem Kampfgebiet verlassen" worden.

Idlib steht seit Dezember unter schwerem Beschuss syrischer Truppen und russischer Kampfjets. Hunderte Zivilisten wurden getötet, knapp eine Million Menschen floh an die türkische Grenze. Am Sonntag fanden in der umkämpften Region erstmals gemeinsame Patrouillen türkischer und russischer Streitkräfte statt, um eine zwischen Moskau und Ankara vereinbarte Feuerpause für Idlib zu beaufsichtigen.

Syrien: Türkei und Russland vereinbaren Waffenruhe in Idlib

Update, 06.03.2020, 7.45 Uhr: Eine zwischen der Türkei und Russland vereinbarte Waffenruhe in der syrischen Rebellenhochburg Idlib ist in der Nacht von Donnerstag auf Freitag in Kraft getreten. Laut der Nachrichtenagentur AFP zeigte sie auch zumindest in den ersten Stunden Wirkung. In der Region herrsche "relative" Ruhe, teilten Aktivisten in der Nacht zum Freitag mit. Noch bis kurz vor Inkrafttreten waren die Gefechte in Idlib weitergegangen. Bis wenige Minuten vor Mitternacht habe es Bombardierungen gegeben, erklärte Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. 

Update, 05.03.2020, 18.38 Uhr: Die Türkei und Russland haben sich nach langen Gesprächen auf eine neue Waffenruhe in der syrischen Rebellenhochburg Idlib geeinigt. Diese werde um Mitternacht in der Nacht zum Freitag in Kraft treten, sagte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan nach dem Treffen mit Kremlchef Wladimir Putin in Moskau.

Update, 05.03.2020, 18.17 Uhr: Die Verhandlungen zwischen Russlands Präsident Wladimir Putin und seinem türkischen Kollegen Recep Tayyip Erdogan zur Lage in der syrischen Region Idlib dauern noch immer an. Damit sprechen die beiden Staatschefs nun schon mehr als fünf Stunden – deutlich länger als zunächst geplant. Putin und Erdogan sprachen zunächst fast drei Stunden unter vier Augen, wie Kremlsprecher Dmitri Peskow erklärt, danach hätten sie auch ihre Delegationen hinzugezogen. Ein Ende ist weiter nicht in Sicht.

Die Präsidenten verhandeln darüber, wie die Krise in der Rebellenhochburg Idlib im Nordwesten Syriens eingedämmt werden kann. Putin hatte zum Auftakt die Hoffnung geäußert, dass es eine Lösung gebe. Angestrebt wird eine Waffenruhe.

Leitartikel zur Flüchtlingsnot in Griechenland und an der EU-Grenze: „2015 darf sich nicht wiederholen“ - Dieses Mantra verhindert die Nothilfe für Kinder und andere Flüchtlinge in griechischen Lagern. Deutschland sollte die Selbstblockade durchbrechen.

Erdogan zu Syrien: „Ich weiß, dass die Welt gerade zuschaut“

Update, 05.03.2020, 12.38 Uhr: Der russische Präsident Wladimir Putin hat sich am Donnerstag zu Gesprächen über die angespannte Lage in Syrien mit seinem türkischen Kollegen Recep Tayyip Erdogan getroffen. Er hoffe, dass es eine Lösung für die Situation gebe, sagte Putin zum Auftakt der Gespräche in Moskau. 

„Die Situation in Idlib hat sich derart verschlimmert, dass ein persönliches und direktes Gespräch erforderlich ist“, sagte er. Erdogan hofft nach eigenen Worten auf die Vereinbarung einer Feuerpause. Zugleich äußerte er sein Bedauern über den Tod Dutzender türkischer Soldaten in Idlib. Das russische Staatsfernsehen zeigte am Mittag den Beginn des Gesprächs zwischen den beiden Präsidenten. 

„Ich weiß, dass die Welt gerade zuschaut“, sagte Erdogan zum Auftakt des Gesprächs. Er verwies auf die guten Beziehungen zwischen Russland und der Türkei. Sie seien „auf dem Höhepunkt“.

Update, 05.03.2020, 10.52 Uhr: Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan ist zu Gesprächen über den zuletzt eskalierten Bürgerkrieg in Syrien nach Moskau abgereist. In der russischen Hauptstadt trifft er an diesem Donnerstag Kremlchef Wladimir Putin. Der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu zufolge flog Erdogan am Vormittag mit einer großer Delegation los. Unter anderem wird er begleitet von Verteidigungsminister Hulusi Akar, Außenminister Mevlüt Cavusoglu, Finanzminister Berat Albayrak, Geheimdienstchef Hakan Fidan, Vizepräsident Mahir Ünal, Sprecher Ibrahim Kalin sowie Kommunikationsdirektor Fahrettin Altun.

Syrien: Nach Türkei – Israelische Kampfflieger attackieren Damaskus 

Update, 05.03.2020, 08.55 Uhr: Mutmaßlich israelische Kampfjets haben in der Nacht zum Donnerstag nach Berichten der Staatsmedien in Damaskus Ziele in Syrien* attackiert. Dabei seien nicht näher benannte Ziele in den Provinzen Homs und Kuneitra angegriffen worden. Die Raketen der israelischen Flugzeuge seien bereits über den Golanhöhen und aus dem libanesischen Luftraum abgefeuert worden, hieß es bei der Agentur Sana. Nach Darstellung der syrischen Staatsmedien wurden alle Raketen abgewehrt.

Eine israelische Armeesprecherin sagte gegenüber der Nachrichtenagentur dpa: „Wir kommentieren keine Berichte in ausländischen Medien.“ Das israelische Fernsehen berichtete, Israel habe den Luftraum über den Golanhöhen für zivile Flugzeuge, die über rund 1500 Metern fliegen, geschlossen. Die Maßnahme gelte für drei Tage. Dies wollte die Armeesprecherin zunächst nicht bestätigen.

Update, 20.09 Uhr: Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell hat die Lage im vom Bürgerkrieg zerrütteten Syrien „eine der dramatischsten“ Situationen „seit dem Weltkrieg“ genannt. Die EU biete den Menschen, die in der Provinz Idlib vom militärischen Konflikt zwischen Rebellen, Regierung, Türkei und Russland betroffen sind, so viel Hilfe wie möglich. Das Problem sei nicht  die Finanzierung, sondern die Logistik.

Wegen der militärischen Auseinandersetzung zwischen syrischen und türkischen Streitkräften sei es für Helfer und Material schwierig, in das Land zu gelangen. Deshalb müsse man einmal mehr zu einem Ende der militärischen Aktivitäten aufrufen. Zuvor hatte die EU zusätzliche 170 Millionen Euro an Hilfsgeldern angekündigt. Davon seien 60 Millionen Euro für die humanitäre Krise in Nordwestsyrien vorgesehen. 

Borrell über Syrien: Seit dem Weltkrieg eine der dramatischsten Situationen
Ein syrisches Kind geht an einem Loch im Boden vorbei, das sich nach einem Raketenbeschuss gebildet hat. © Anas Alkharboutli/dpa

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan und der russische Staatschef Wladimir Putin, der Syriens Machthaber Baschar al-Assad unterstützt, kommen am Donnerstag in Moskau zusammen. Erdogan* hofft dabei nach eigenen Worten auf die Vereinbarung einer Feuerpause.

Syrien-Konflikt: Soldaten der Türkei in Idlib getötet 

Update, 09.46 Uhr: In der nordsyrischen Provinz Idlib sind zwei weitere türkische Soldaten getötet worden. Das Verteidigungsministerium in Ankara machte am Mittwoch syrische Truppen für den Beschuss verantwortlich. Sechs weitere Soldaten seien verletzt worden, hieß es. Das türkische Militär habe zurückgefeuert. 

Seit Beginn der sogenannten „Operation Frühlingsschild“ der Türkei in Nordwestsyrien in der vergangenen Woche sind damit mindestens 37 türkische Soldaten getötet worden. Die Türkei hatte die Offensive gestartet, nachdem am Donnerstag bei einem Luftangriff in der Region um die Stadt Idlib mindestens 34 türkische Soldaten getötet worden waren. Ankara machte die syrische Regierung für den Angriff verantwortlich.

Update, 04.03.2020, 08.55 Uhr: Vor dem Gipfeltreffen der Türkei und Russland ist der Konflikt zwischen den beiden Mächten in Syrien erneut eskaliert. Die türkische Armee hat am Dienstag zum dritten Mal ein syrisches Kampfflugzeug abgeschossen. 

Die Truppen Assads konnten wiederum mit russischer Hilfe die strategisch wichtige Kleinstadt Saraqib unter ihre Kontrolle bringen. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte vor knapp einem Monat die türkische Armee über die Grenze nach Idlib geschickt, um den Vormarsch der syrischen Regierungstruppen aufzuhalten. 

Eskalation zwischen Türkei und Syrien: Mehrere Zivilisten bei Raketenangriff getötet 

Update, 14.40 Uhr: Bei einem Raketenangriff auf die von Rebellen kontrollierte Stadt Idlib im Nordwesten Syriens sind Aktivisten zufolge mindestens neun Zivilisten getötet worden. Unter den Opfern seien auch fünf Kinder, meldeten die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte und die Rettungsorganisation Weißhelme am Dienstag. Demnach wurden mehr als 20 Menschen verletzt. Die Menschenrechtler machten die syrische Regierung für den Angriff verantwortlich.

Ein russischer Militärkonvoi nahe der Stadt Batabu.
Ein russischer Militärkonvoi nahe der Stadt Batabu. © AAREF WATAD / AFP

Update, 03.03.2020, 11.20 Uhr: Ein türkischer Kampfjet hat am Dienstag ein Kampfflugzeug der syrischen Streitkräfte über der umkämpften Provinz Idlib abgeschossen. Das von einer türkischen F-16 abgeschossene Flugzeug sei im Süden von Idlib abgestürzt. Das Schicksal der Besatzung sei unklar, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Das türkische Verteidigungsministerium in Ankara bestätigte den Abschuss. Die syrische Militärmaschine vom Typ L-39 sei „im Rahmen der Militäroperation 'Frühlingsschild', die erfolgreich fortgesetzt wird“, abgeschossen worden.

Syrien: Türkei startet umfassende Angriffe in Idlib 

Update, 18.40 Uhr: Am Samstagabend hat Erdogan nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu mit dem iranischen Präsidenten Hassan Ruhani zu Idlib telefoniert. Details zu dem Gespräch waren zunächst nicht bekannt.

Update, 11.30 Uhr: Die Türkei hat nach Worten von Präsident Recep Tayyip Erdogan in Syriens Provinz Idlib umfassende Angriffe gestartet. Dabei seien Anlagen zum Bau von Chemiewaffen sowie Luftabwehrsysteme und Landebahnen zerstört worden, sagte Erdogan am Samstag. Mehrere Ziele, darunter auch Waffendepots und Flugzeughangars seien „unter schweren Beschuss genommen und zerstört“ worden, sagte Erdogan am Samstag in Istanbul. Mehr als 300 Militärfahrzeuge seien zerstört worden, darunter mehr als 90 Panzer.

Update, Samstag, 29.02.2020, 08.15 Uhr: Nach der jüngsten Eskalation des Konflikts zwischen Syrien und der Türkei hat Ankara mit Vergeltungsschlägen gedroht. „Wenn sie es auf die harte Tour lernen wollen, können sie das haben. Die Türkei will keinen Krieg. Aber die Türkei wird nicht zögern, Gewalt anzuwenden, wenn ihre Sicherheit bedroht ist“, sagte der türkische UN-Botschafter Feridun Hadi Sinirliolu am Freitag bei einer Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats in New York. 

Türkei: Angriffe auf Streitkräfte Syriens 

Die USA stärkte der Türkei den Rücken. „Die Türkei hat unsere volle Unterstützung, um in Selbstverteidigung auf ungerechtfertigte Angriffe auf türkische Beobachtungsposten zu reagieren, die zum Tod ihrer eigenen Streitkräfte geführt haben“, sagte die amerikanische UN-Botschafterin Kelly Craft. Auch US-Außenminister Mike Pompeo teilte mit, die USA stünden nach dem „verachtenswerten“ Angriff an der Seite des Nato-Bündnispartners. 

Russlands UN-Botschafter Wassili Nebensja äußerte Bedauern über den Tod der türkischen Soldaten, sagte dabei aber auch, dass diese sich außerhalb eines Beobachtungspostens aufgehalten hätten. „Als klar wurde, dass es passiert ist, ergriff die russische Seite umfassende Maßnahmen, um die Feindseligkeiten zu beenden.“ Er betonte, dass es sich trotz allem bei der Region Idlib um syrisches Staatsgebiet handele.

Update, 16.12 Uhr: Griechische Grenzschützer haben am Freitag hunderte Geflüchtete am Übertreten der türkisch-griechischen Grenze gehindert. Die Grenze sei bei Kastanies im Nordosten Griechenlands abgeriegelt worden, verlautete aus griechischen Polizeikreisen. Hunderte Migranten steckten daraufhin in der Pufferzone zwischen der Türkei und Griechenland fest, wie AFP-Journalisten vor Ort berichteten.

Türkischer Protest vor dem russischen Konsulat. Hintergrund ist die Eskalation zwischen der Türkei und Russlands Partner Syrien.
Türkischer Protest vor dem russischen Konsulat. Hintergrund ist die Eskalation zwischen der Türkei und Russlands Partner Syrien. © picture alliance/dpa/Omer Kuscu

Update, 13.37 Uhr: Die EU hat die Türkei wegen der Drohung einer Grenzöffnung für syrische Flüchtlinge aufgerufen, ihre Verpflichtungen aus dem EU-Türkei-Flüchtlingspakt einzuhalten. Die türkische Regierung habe Brüssel bisher nicht formell über eine veränderte Flüchtlingspolitik informiert, sagte der Sprecher der EU-Kommission, Peter Stano, am Freitag. Er verwies in dem Zusammenhang auf Berichte, wonach die Türkei ihre „Grenze geöffnet“ habe, um syrische Flüchtlinge in die EU zu lassen. Die EU-Kommission prüft die Lage demnach derzeit. Noch am Morgen hatte ein Regierungsvertreter der Nachrichtenagentur AFP bestätigt, die Türkei werde die Grenzen nicht länger für Geflüchtete schließen. 

Türkei dementiert Berichte über Geflüchtete 

Update, 12.56 Uhr: Die Nato hat den jüngsten Luftangriff in Nordsyrien scharf verurteilt. „Die Alliierten verurteilen die fortgesetzten rücksichtslosen Luftangriffe des syrischen Regimes und Russlands auf die Provinz Idlib“, sagte Generalsekretär Jens Stoltenberg am Freitag nach einem kurzfristig einberufenen Treffen der Nato-Botschafter. Der Norweger rief Syrien und Russland dazu auf, ihre Offensive zu beenden, internationales Recht zu achten und die Bemühungen der Vereinten Nationen für eine friedliche Lösung zu unterstützen. „Diese gefährliche Situation muss deeskaliert werden.“

Die Türkei weist Berichte zurück, wonach sie den Geflüchteten im Land die Grenzen Richtung Europa geöffnet habe. „In der Flüchtlings- und Migrationspolitik unseres Landes, das die meisten Flüchtlinge in der Welt aufgenommen hat, gibt es keine Änderung“, hieß es in einer am Freitag veröffentlichten Stellungnahme des Außenministeriumssprechers Hami Aksoy. Noch am Morgen hatte ein Regierungsvertreter der Nachrichtenagentur AFP bestätigt, die Türkei werde die Grenzen nicht länger für Geflüchtete schließen. 

Geflüchtete Menschen aus Afghanistan kommen an der griechischen Insel Lesbos an Land.
Geflüchtete Menschen aus Afghanistan kommen an der griechischen Insel Lesbos an Land. © AFP

Nach einem Luftangriff auf türkische Truppen im nordsyrischen Idlib mit mindestens 33 Toten waren in der Nacht vor allem über regierungsnahe Quellen entsprechende Gerüchte aufgetaucht. In vielen Provinzen machten sich daraufhin Medien zufolge Migranten in Richtung Küstenprovinzen oder EU-Grenzübergängen auf den Weg.

Syrien: Nato hält Dringlichkeitssitzung ab 

Update, 09.42 Uhr: Nach der militärischen Eskalation in der syrischen Provinz Idlib mit 33 getöteten türkischen Soldaten kommt der Nordatlantikrat der Nato am Freitag zu einer Dringlichkeitssitzung zusammen. Die Türkei habe um das Treffen der 29 Nato-Botschafter nach Artikel 4 der Nato-Verträge gebeten, teilte das Militärbündnis in Brüssel mit. Die türkische Regierung forderte eine Flugverbotszone in Idlib. Bei türkischen Angriffen in der Provinz starben am Freitag nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte 16 syrische Soldaten.

Die EU hat zum sofortigen Ende der Eskalation in Syrien aufgerufen. Es gebe das Risiko einer „größeren, offenen internationalen militärischen Konfrontation“, schrieb der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell am Freitag auf Twitter. Zugleich stellte er „alle nötigen Maßnahmen“ in Aussicht, um die Sicherheitsinteressen der EU zu schützen. Welche das sein könnten, sagte er nicht. Der Konflikt verursache unerträgliches menschliches Leid und bringe Zivilisten in Gefahr. „Die EU ruft alle Seiten zur schnellen Deeskalation auf.“

Syrien: Wegen Eskalation in Idlib – Türkei öffnet Grenze für Geflüchtete 

Update, 09.20 Uhr:  Die türkische Regierung will syrische Geflüchtete auf dem Weg nach Europa nach eigenen Angaben nicht mehr aufhalten. Die Türkei werde die Grenzen nicht länger für Geflüchtete schließen, „die nach Europa wollen“, sagte ein ranghoher Regierungsvertreter am Freitagmorgen der Nachrichtenagentur AFP. Bereits zuvor hatten türkische Medien berichtet, die Türkei habe ihre Grenzen zu Griechenland und Bulgarien „geöffnet“.

Syrische Rebellen feiern ihren Sieg in der Stadt Saraqib in Idlib.
Syrische Rebellen feiern ihren Sieg in der Stadt Saraqib in Idlib. © AFP

Der Sprecher von Präsident Recep Tayyip Erdogans Partei AKP, Ömer Celik, sagte dem Sender CNN Türk am Freitag, bei einer Krisensitzung der Regierung sei festgehalten worden, dass die Türkei „dem Druck durch neu ankommende Flüchtlinge nicht standhalten“ könne. „Es gibt nur eine Sache, die die Europäische Union tun kann, und das ist, der Türkei zu helfen“, fügte er hinzu. Bereits Ende vergangenen Jahres hatte Erdogan mit der Öffnung der Grenzen gedroht.

Syrien: 33 Soldaten der Türkei während Luftangriff in Idlib getötet 

Erstmeldung, 08.53 Uhr: Nach dem Tod von mindestens 33 türkischen Soldaten in der in Syrien umkämpften Provinz Idlib fordert der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan internationalen Beistand. „Wir rufen die gesamte internationale Gesellschaft dazu auf, ihre Pflichten zu erfüllen“, hieß es in einer Stellungnahme des Kommunikationsdirektors von Präsident Recep Tayyip Erdogan, Fahrettin Altun, in der Nacht zu Freitag.

Syrien: Erdogan fordert Nato zu Beistand auf

Ömer Celik, Sprecher von Erdogans Partei AKP, sagte im Fernsehen, die Nato müsse an der Seite der Türkei stehen. Informationen der Nachrichtenagentur Anadolu zufolge soll er damit gedroht haben, den Geflüchtete im Land die Grenzen nach Europa zu öffnen. „Unsere Flüchtlingspolitik ist dieselbe, aber hier haben wir eine Situation. Wir können die Flüchtlinge nicht mehr halten“.

Die türkischen Soldaten sollen während eines Luftangriffs der syrischen Regierung unter Baschar al-Assad getötet worden sein. Celik sagte dazu: „Das mörderische Regime und die, die es ermutigen, werden den Preis für diese Niedertracht auf die härteste Weise bezahlen.“ Als Vergeltung griff die Türkei in der Nacht zu Freitag Stellungen der syrischen Regierungstruppen an, wie der türkische Kommunikationsdirektor Fahrettin Altun in einer Stellungnahme mitteilte.

Syrien: Türkische Soldaten während Luftangriff getötet 

Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) und mehr als ein Dutzend weitere EU-Außenminister haben an die Regierung des syrischen Machthabers Baschar al-Assad appelliert, ihre Offensive in der umkämpften syrischen Provinz Idlib* zu beenden. In einem am Mittwoch auf dem Nachrichtenportal „T-Online“ veröffentlichten Appell fordern die Diplomaten die „unverzügliche Einstellung aller Kampfhandlungen“ in Syrien*. Der 2018 vereinbarte Waffenstillstand für das Gebiet müsse eingehalten werden.

Ein syrischer Rebellenkämpfer trägt ein Stofftier durch die Stadt Saraqib in Idlib.
Ein syrischer Rebellenkämpfer trägt ein Stofftier durch die Stadt Saraqib in Idlib. © Bakr ALKASEM/AFP

„Das Regime in Syrien setzt seine Strategie der militärischen Rückeroberung des Landes um jeden Preis fort, ungeachtet ihrer Konsequenzen für die syrische Zivilbevölkerung“, heißt es in dem Schreiben. Mit Unterstützung russischer Kampfflugzeuge hätten Assads Streitkräfte ihre Angriffe auf Idlib seit Dezember noch verstärkt. Binnen weniger Wochen sei fast eine Million Menschen aus Syrien vertrieben worden.*

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