Seit Wochen wird eine Frage immer wieder gestellt: Wem gelingt es besser, mit der Corona-Krise fertig zu werden, den autoritären Staaten dieser Welt oder den Demokratien? Nach fast drei Monaten im Kampf gegen das Covid-19-Virus lässt sich eine erste Zwischenbilanz ziehen.

Das Ergebnis: Erfolg oder Misserfolg sind kaum auf die Art des Regierungsmodells zurückzuführen. Entscheidender ist die Einstellung der jeweiligen Führung, das Vertrauen, das sie im Volk genießt, und die Leistungskraft des Gesundheitssystems.

Schon ein oberflächlicher Blick auf den Globus zeigt, dass manche autoritären Regime die Pandemie wirkungsvoll eindämmen, andere dabei jedoch völlig versagen. China hat es nach anfänglicher Leugnung und Vertuschung des Corona-Ausbruchs mit brutaler Entschlossenheit geschafft, die Ausbreitung des Virus zu stoppen. Auch das autokratische Singapur konnte ihm Einhalt gebieten.

Hingegen hat der Iran, eine klerikale Diktatur, völlig versagt. Viel zu spät räumte das Regime ein Problem ein, und erst nach Wochen ließen die Mullahs die Absperrung der Pilgerstädte Ghom und Maschhad zu. Mit offiziell vermeldeten 68.000 Infektionsfällen und 4.000 Toten ist Iran das Epizentrum der Krankheit im Mittleren Osten; mutmaßlich ist die tatsächliche Zahl der Erkrankten und Gestorbenen fünfmal höher.

Alexander Lukaschenko, seit über einem Vierteljahrhundert Präsident von Belarus, wo die Seuche voranschreitet, empfahl neben Wodka und Sauna auch Traktorfahren zur Kur. Er sagte "Die Felder heilen jeden." und bramarbasierte: "Besser im Stehen sterben, als auf Knien zu leben."

Südkorea und Taiwan waren erfolgreich

Auch in den Demokratien ist die Bilanz gemischt. Donald Trump bagatellisierte, ja verlachte die Bedrohlichkeit der Seuche noch sechs Wochen nach deren Ausbruch; er brauchte weit länger als Xi Jinping, bis er sich in die Fakten schickte. In Italien und in Spanien, Demokratien beide, wütete das Virus schlimmer als in China, während die Demokratien Südkorea und Taiwan bewundernswerte Erfolge erzielten. Auch die deutsche Fallentwicklung kann sich sehen lassen.

Machen wir also nicht zu viel her aus den Unterschieden der Regierungsmodelle. Und lassen wir davon ab, das Handeln verschiedener Staaten ideologisch zu bewerten.