In der libanesischen Stadt Tripoli haben Demonstrierende mehrere Banken angegriffen und angezündet. Sie protestieren gegen die schlechte Wirtschaftslage des Landes, die sich durch die Corona-Krise weiter verschärft. Die Armee hatte Tränengas eingesetzt, um die Proteste zu stoppen. Seit Sonntag demonstrieren in allen Teilen des Landes Menschen gegen  Misswirtschaft und Korruption.  

Die Demonstranten setzen sich gegen die seit dem 15. März geltenden Ausgangsbeschränkungen infolge des Coronavirus hinweg. Soldaten gingen in Suk Mosbe nördlich von Beirut gegen Demonstrierende auf einer Schnellstraße vor. Die libanesische Armee erklärte, sie respektiere das Recht der Bevölkerung auf Demonstration. Dies gelte aber nur, solange Protestteilnehmer keine Straßen versperrten oder öffentliches und privates Eigentum beschädigten. Straßenproteste und -blockaden sollen zudem Gesundheitsbeamte vom Testen der Bevölkerung auf das Coronavirus abgehalten haben.

"Er ging auf die Straße, um seine Rechte einzufordern"

Rettungskräfte melden 27 Verletzte auf Seiten der Demonstrierenden, die Armee verzeichnete 40 Verletzte unter den Soldaten und Sicherheitskräften. Ein 26-jähriger Demonstrant ist bei nächtlichen Zusammenstößen zwischen Sicherheitskräften und Protestierenden angeschossen worden und erlag seinen Verletzungen. In Tripoli fand die Beisetzung des getöteten Demonstranten statt, an der dutzende Trauernde teilnahmen. "Er ging auf die Straße, um seine Rechte einzufordern und hat nie Steine auf die Armee geworfen oder eine Waffe getragen", sagte seine Schwester Fatima der Nachrichtenagentur AFP. Das Militär entschuldigte sich für den Tod des Demonstranten und erklärte, es würden Ermittlungen eingeleitet werden. 

Mindestens vier Banken seien laut Augenzeugen durch Feuer zerstört worden. Unruhestifter hätten sich unter die Protestierenden gemischt, um Banken anzugreifen, teilte das Militär mit. Sie hätten Soldaten mit Brandbomben und Granaten beworfen und ein Militärfahrzeug in Brand gesteckt. Die Währung ist nach den Angriffen auf die Banken auf einen neuen Tiefstand gesunken.

Bereits seit Oktober 2019 hatten im Libanon Massenproteste gegen die politische Elite begonnen. Die Protestierenden fordern weitgehende wirtschaftliche und politische Reformen.  Der Libanon befindet sich in der schwersten Wirtschafts- und Finanzkrise seiner Geschichte, dem Land droht mittlerweile der Staatsbankrott.