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Deutsch-tunesische IS-Terroristin vor Gericht

4. Mai 2020

Der Prozess gegen Omaima A. in Hamburg findet große Beachtung, weil sie mit dem Berliner Rapper und später getöteten IS-Kämpfer Denis Cuspert verheiratet war. Das Paar lebte in Rakka, der Hochburg der Miliz in Syrien.

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Omaima A. auf der Anklagebank des Oberlandesgerichts Hamburg (Foto: picture-alliance/dpa/D. Reinhardt)
Omaima A. auf der Anklagebank des Oberlandesgerichts Hamburg Bild: picture-alliance/dpa/D. Reinhardt

Knapp acht Monate nach ihrer Verhaftung muss sich die Witwe des Berliner Rappers und späteren IS-Mitglieds Denis Cuspert alias Deso Dogg von diesem Montag an einem Staatsschutzverfahren vor dem Oberlandesgericht in Hamburg stellen. Die Bundesanwaltschaft wirft der Deutsch-Tunesierin Omaima A. Mitgliedschaft in einer ausländischen terroristischen Vereinigung vor. Die heute 35 Jahre alte Frau soll Anfang 2015 mit drei kleinen Kindern ihrem Mann nach Syrien gefolgt sein und sich dort dem "Islamischen Staat" (IS) angeschlossen haben.

Zeitweise Jesidin als Sklavin gehalten

Omaima A. lebte den Angaben zufolge mit ihren Kindern in der IS-Hochburg Rakka in Syrien. Indem sie die Kinder in ein Kampfgebiet mitnahm, habe sie deren körperliche und psychische Entwicklung gefährdet und ihre Fürsorge- und Erziehungspflicht gröblich verletzt, heißt es in der Anklage. Per E-Mail habe sie Frauen in Deutschland aufgefordert, sich ebenfalls der Terrororganisation anzuschließen.

Der IS-Terrorist Denis Cuspert - als Rapper nannte er sich Deso Dogg - auf einem Foto vom November 2014  (Foto: picture-alliance/dpa/Twitter)
Der IS-Terrorist Denis Cuspert - als Rapper nannte er sich Deso Dogg - auf einem Foto vom November 2014 Bild: picture-alliance/dpa/Twitter

Die gebürtige Hamburgerin wird ferner des Menschenhandels und eines Verbrechens gegen die Menschlichkeit beschuldigt, weil sie eine 13-jährige Jesidin zeitweise als Sklavin in ihrem Haushalt gehalten haben soll. Ein weiterer Anklagepunkt lautet Verstoß gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz. Die Angeklagte habe ein Kalaschnikow-Sturmgewehr besessen. Nach dem Tod ihres ersten Mannes bei einem Luftangriff habe sie dessen Freund Cuspert geheiratet.

Cuspert starb 2018 bei Luftangriff in Syrien

Cuspert hatte sich 2014 dem IS angeschlossen. In den USA stand er auf der Terrorliste. Der Ex-Rapper wurde Medienberichten zufolge im Januar 2018 in Syrien ebenfalls bei einem Luftangriff getötet. Nach Streitigkeiten mit Cuspert war Omaima A. bereits im August 2016 hochschwanger nach Deutschland zurück. Anfang September brachte sie in Hamburg  ihr viertes Kind zur Welt, wie aus einem Haftbeschluss des Bundesgerichtshofs hervorgeht. Am 9. September 2019 wurde sie in der Hansestadt festgenommen. Seither sitzt sie dort in Untersuchungshaft.

sti/kle (afp, dpa)