Damit Kinder nicht auf Verschwörungstheorien hereinfallen, will das Bundesjustizministerium mithilfe eines neuen Gesetzes den kritischen Umgang mit Informationen im Netz fördern. "Wir können und wollen solchen Blödsinn nicht verbieten", sagte Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) der Rheinischen Post. "Deswegen müssen wir schon in der Schule die Kritikfähigkeit der Kinder stärken, damit sie nicht auf dumpfe Parolen und idiotische Mythen hereinfallen. Sondern erkennen, dass dahinter Ideologien stecken, die sich gegen die Demokratie und die freiheitliche Gesellschaft richten."

Erreichen will Lambrecht dies mit einem "Demokratiefördergesetz". "Ein großes Problem ist, dass viele gesellschaftliche Projekte zur Stärkung der Demokratie nur eine befristete Finanzgrundlage haben", sagte Lambrecht der Zeitung. So könnten die Organisationen nicht langfristig planen und kompetente Mitarbeiter nur schwer auf Dauer halten. "Wir brauchen deshalb ein Demokratiefördergesetz, das eine dauerhafte Finanzierung sicherstellt."

Lambrecht verwies darauf, dass Extremisten häufig mit Falschbehauptungen und Fake-Nachrichten arbeiteten, die sich in Windeseile im Netz verbreiteten. Mehr Aufklärung für einen kritischen Umgang mit solchen Botschaften sei deshalb dringend notwendig. Allerdings komme der Staat bei manchen Verschwörungsgläubigen an seine Grenzen, sagte Lambrecht. Etwa dann, wenn ernsthaft behauptet werde, Deutschland werde in Wahrheit von Echsenwesen regiert. Solche Menschen seien Sachargumenten nicht mehr zugänglich.

Verschwörungstheorien arbeiten mit Hinweisen, die ein Ereignis oder eine Entwicklung zunächst zweifelhaft und letztendlich konspirativ erscheinen lassen. Der Amerikanist Michael Butter sagt im Gespräch mit der ZEIT, dass es wichtig sei, dass die Theorien der "offiziellen" Version entgegenstehen und sich wechselseitig darin bestätigen, dass es überhaupt eine "große Verschwörung" gibt. Seit Beginn der Corona-Krise drängen Verschwörungstheorien verstärkt in die Mitte der Gesellschaft.