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Terroranschlag in Dresden Ermittler prüfen Schwulenhass als Tatmotiv

Nach der Messerattacke in Dresden gehen die Ermittler der Frage nach, weshalb ein syrischer Islamist zwei Männer attackierte und einen von ihnen tötete. Nach SPIEGEL-Informationen könnte Homophobie eine Rolle spielen.
Tatort in der Innenstadt von Dresden

Tatort in der Innenstadt von Dresden

Foto: Roland Halkasch

Nach dem Terroranschlag von Dresden steht die Suche nach einem Motiv im Zentrum der Ermittlungen. Die Beamten gehen nach SPIEGEL-Informationen dabei der Frage nach, ob eine homophobe Einstellung des Islamisten den Angriff ausgelöst haben könnte. Die attackierten Männer seien ihm womöglich als Paar erschienen, heißt es aus sächsischen Sicherheitskreisen. Offiziell machen die Ermittler dazu keine Angaben. Auf einer Pressekonferenz am Donnerstagnachmittag sagte der Dresdner Oberstaatsanwalt Jürgen Schmidt, man äußere sich nicht "zur sexuellen Orientierung von Tatopfern".

Überwachung am Tattag

Zu dem tödlichen Angriff kam es am 4. Oktober. Der syrische Islamist Abdullah Al H.H. soll die beiden Männer in der Dresdner Innenstadt mit zwei Küchenmessern angegriffen haben. Eines war mehr als 20 Zentimeter lang.

Das 55 Jahre alte Opfer aus Krefeld starb später im Krankenhaus. Sein 53 Jahre alter Begleiter überlebte die Attacke und ist nach Angaben der Behörden inzwischen nach Köln zurückgekehrt. Wie die Ermittler auf der Pressekonferenz mitteilten, wurde der Verdächtige auch am Tag der Tat observiert. Über die genauen Zeiträume der Überwachung machten die Verantwortlichen jedoch keine Angaben.

Es sei "sehr, sehr bitter", wenn man heute feststellen müsse, dass trotz dieser Maßnahmen die schreckliche Tat nicht verhindert werden konnte, sagte der Chef des Landesverfassungsschutzes, Dirk-Martin Christian. Eine Rund-um-die-Uhr Bewachung sei rechtlich möglich, aber nicht vorgesehen gewesen.

Generalbundesanwalt ermittelt

Nach SPIEGEL-Informationen ist der Tatverdächtige den sächsischen Sicherheitsbehörden seit geraumer Zeit als gewaltbereiter Extremist bekannt. Die Polizei führt Abdullah Al H.H. als Gefährder. Am Dienstagabend wurde der 20 Jahre alte Syrer Abdullah Al H.H.  festgenommen. Am Mittwoch wurde gegen ihn Haftbefehl wegen Mordes, versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung erlassen. Inzwischen ermittelt der Generalbundesanwalt gegen ihn.

Der 20-Jährige war vor einiger Zeit unter anderem wegen Anleitung zur Begehung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat zu mehr als zwei Jahren Haft verurteilt worden. Außerdem sah es das Gericht als erwiesen an, dass der abgelehnte Asylbewerber um Mitglieder für den "Islamischen Staat" (IS) geworben hatte.

Nach SPIEGEL-Informationen kam der mutmaßliche Täter im Jahr 2015 nach Deutschland. Seit dem Frühsommer 2017 soll er sich zunehmend dem IS zugewandt und sich Gedanken über ein Attentat gemacht haben. In der Haft radikalisierte sich der Mann womöglich weiter.

jdl/rol/stw