Zum Inhalt springen

Antisemitismusbeauftragter »Querdenker« sollten sich vor Holocaust-Vergleichen hüten

Es ging um Anne Frank und Sophie Scholl: Auf den »Querdenker«-Demos gab es wiederholt Verweise auf Opfer aus der Nazizeit. Ein Unding, findet der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung.
Demo der Initiative »Querdenken 711« in Stuttgart (im Mai)

Demo der Initiative »Querdenken 711« in Stuttgart (im Mai)

Foto: Sebastian Gollnow/ dpa

Die Demonstrationen der sogenannten »Querdenken«-Bewegung sind ein Sammelpunkt für Menschen mit teils kruden Theorien. Zuletzt wurden mehrfach öffentlich Vergleiche der Corona-Beschränkungen mit der Judenverfolgung in der Nazizeit gezogen.

Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, rügt solche Aussagen. Diese verhöhnten die tatsächlichen Opfer und relativierten die Shoa, sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.

»Der Holocaust ist kein Abziehbild für jedwede Opfergefühle.« Wer über Anne Frank und Sophie Scholl gut Bescheid wisse, werde kaum solch kruden Verharmlosungen äußern. »Dass die Kritik an solchen Vergleichen nun hohe Wellen schlägt, begrüße ich sehr. Es zeugt von einem funktionierenden Wertesystem der demokratischen Mehrheit.«

Am Samstag hatte eine junge Frau, die sich als »Jana aus Kassel« vorstellte, auf einer »Querdenken«-Bühne in Hannover gesagt: »Ich fühle mich wie Sophie Scholl, da ich seit Monaten aktiv im Widerstand bin, Reden halte, auf Demos gehe, Flyer verteile und auch seit gestern Versammlungen anmelde.« Sophie Scholl wurde wegen ihres Widerstandes gegen den Nationalsozialismus hingerichtet.

Eine Woche zuvor hatte eine Elfjährige auf einer »Querdenken«-Bühne in Karlsruhe die Tatsache, dass sie ihren Geburtstag nicht wie gewohnt feiern konnte, in Beziehung gesetzt zum Schicksal von Anne Frank, die sich in einem Hinterhaus vor den Nazis versteckte und später im Konzentrationslager Bergen-Belsen umkam.

Der Präsident des thüringischen Landesamtes für Verfassungsschutz, Stephan Kramer, sagte dem RND: »Das ist kein Zufall, sondern das perfide Ergebnis einer langen Kette von Diskursverschiebungen und gezieltem Geschichtsrevisionismus, basierend auf Schulungen der Neuen Rechten.« Jüngere Menschen seien dafür besonders empfänglich.

jok/dpa