Der Deutsche Lehrerverband fordert mehr Spezialistinnen und Spezialisten für Extremismus an den Schulen. "Die Länder müssen mehr Lehrer und auch Psychologen anstellen, die als Berater und Vermittler in die einzelnen Schulen geschickt werden können, wenn es dort Konflikte etwa mit dem radikalen Islam gibt", sagte der Präsident des Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).

Meidinger reagierte damit auf die Ermordung des französischen Lehrers Samuel Paty. Dieser war am 16. Oktober von einem Jugendlichen in der Nähe seiner Schule im Pariser Vorort Conflans-Sainte-Honorine enthauptet worden. Wenige Wochen zuvor hatte er beim Thema Meinungsfreiheit in seiner Klasse Mohammed-Karikaturen der Satire-Zeitschrift Charlie Hebdo gezeigt.

"Auch wenn wir es in Deutschland Gott sei Dank nicht mit so einem fürchterlichen Mord zu tun haben, gibt es doch das Problem, dass Lehrkräfte zunehmend Druck ausgesetzt und eingeschüchtert werden", sagte Verbandspräsident Meidinger. Dies komme nicht nur von radikalislamisch geprägten Schülerinnen und Eltern, sondern auch aus anderen Motivlagen heraus, etwa über anonyme AfD-Meldeportale. Dabei ruft die Partei dazu auf, Lehrerinnen und Lehrer zu melden, die sich nicht "neutral" verhalten.

Meidinger fordert zudem die Schaffung unabhängiger Ombudsstellen, an die Lehrerinnen und Lehrer sich unter Vertrauensschutz wenden könnten. Dabei übte er auch Kritik an den Behörden: "Manche Schulleitungen und auch Aufsichtsbehörden wollen von solchen Konflikten leider nicht immer etwas wissen. Sie fürchten um den guten Ruf der Schule."

"Ein konkreter Plan gegen Schulschließungen"

Im Interview mit dem RND kritisierte Meidinger auch das aus seiner Sicht mangelhafte Corona-Krisenmanagement der Kultusministerinnen und -minister. So gebe es keine hinreichenden Pläne, um wieder flächendeckende Schulschließungen wie im Frühjahr zu verhindern. "Wer generelle Schulschließungen vermeiden will, braucht einen konkreten Plan, was er tut, wenn die Infektionszahlen über die kritischen Marken steigen", sagte er. So müsse man in Risikogebieten wieder Teilungsunterricht einführen und auch mehr auf Digitalisierung setzen. "Der Schulbetrieb ist die größte tägliche Massenveranstaltung in Deutschland mit über 10 Millionen Teilnehmern. Ich rate zu großer Vorsicht."