Das weltweite Ansehen Chinas wächst. Zumindest seine Impfdiplomatie kann diesen Eindruck erwecken. Als eines der ersten Länder in Afrika hat Ägypten am Sonntag mit den Impfungen gegen das Coronavirus begonnen, und zwar mit einem Impfstoff des staatlichen chinesischen Herstellers Sinopharm. Der Impfstoff aus China sei zu 86 Prozent wirksam, meinte Ägyptens Gesundheitsministerin, laut Sinopharm sind es 79 Prozent. In der Türkei ist am Montagmorgen schon die zweite Ladung Corona-Impfstoff aus China eingetroffen: 6,5 Millionen Dosen CoronaVac der chinesischen Firma Sinovac, Ende Dezember waren bereits drei Millionen Dosen angekommen. Offiziell wurden in der Türkei bis jetzt rund 1,3 Millionen Menschen geimpft.

Auch in Indonesien wird seit Mitte Januar mit CoronaVac geimpft. Und Brasiliens Nationale Behörde für Gesundheitsüberwachung hat am Mittwoch den Wirkstoffen von Sinovac und AstraZeneca jeweils eine Notfallzulassung erteilt. Von CoronaVac sind bereits einige Millionen Dosen im Land. Andere Staaten haben den Stoff schon mal bestellt, wie die Philippinen, die gleich 25 Millionen Dosen geordert haben.

Es sind große und wichtige Schwellenländer, die China als Kunden gewonnen hat. Staaten, deren gute oder schlechte Erfahrungen mit diesen Vakzinen auch in ihre Regionen abstrahlen werden. Gleichzeitig sind mit Ausnahme von AstraZeneca, die mit einem brasilianischen Institut kooperieren und auch in Indien produzieren, Impfstoffe aus westlichen Industrieländern in Entwicklungs- und Schwellenländern praktisch nicht präsent.

Die aus dem Autokratenstaat China aber schon, zumindest wird ihre Lieferung angekündigt. Schon früh, im Mai, hatte Chinas Staatspräsident Xi Jinping, versprochen, ein Corona-Impfstoff aus China würde zu einem globalen und öffentlichen Gut, das kostengünstig zu haben wäre. Im Herbst trat China der von der EU, Frankreich und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gegründeten Covax-Initiative bei, die für einen global gerechten Zugang zu Impfstoffen sorgen will. Die US-Regierung hatte sich unter Donald Trump Covax noch verweigert, Multilateralist Joe Biden will ihr jetzt beitreten. Die Regierung in Peking nutzt jetzt multilaterale Gelegenheiten wie Covax, um sich als international verantwortliches Land zu präsentieren.

Die "Seidenstraße der Gesundheit" ist Geopolitik

600 Millionen chinesische Impfstoffdosen sollen angeblich bis zum Ende des Monats verfügbar sein. Mit bald 30 Staaten hat die Führung in Peking bereits Impfstoffabkommen getroffen, deren Details immer geheim bleiben. Auffällig viel muslimische Staaten sind darunter sowie Länder der unmittelbaren Nachbarschaft wie das verarmte Laos, das bereits im November den Sinopharm-Stoff zugelassen hat und abhängig ist von China. In Europa konzentrieren sich Chinas Bemühungen über das Staatsunternehmen Sinopharm auf Serbien und Ungarn, beides Staaten mit politisch antiliberalen Regierungen. Mit der besonders stark unter Covid-19 leidenden Ukraine wurden Impfstofflieferungen von Sinovac vereinbart.

Diese Abkommen konnten auch getroffen werden, weil Pekings Außenwirtschaftspolitiker auf das Belt-and-Road-Netzwerk (BRI) zurückgreifen, der internationalen Infrastrukturinitiative für Großaufträge wie Häfen oder Bahnstrecken. Seit mehreren Jahren bietet China vor allem ärmeren Ländern aus dem BRI-Umfeld Hilfen im Gesundheitssektor, zuletzt vor allem mit Masken und Schutzkleidung zur Pandemiekontrolle.

Für viele Staaten war das eine effektive Hilfe. Sie erfolgte aber nicht uneigennützig: "In Staaten, in denen chinesische Staatsunternehmen BRI-Projekte betreiben (etwa in Afrika), waren involvierte Banken, Bau- und Rohstoffunternehmen unter den Spendern", heißt es dazu bei der Stiftung Wissenschaft und Politik aus Berlin. Und: "Das Telekommunikationsunternehmen Huawei leistete vorzugsweise dort Hilfe, wo es strategische Interessen am 5G-Ausbau verfolgte; in Europa beispielsweise in Tschechien, Irland, Italien, Litauen, den Niederlanden, Polen, Rumänien, Serbien und Spanien."

Eine "Seidenstraße der Gesundheit" nennt Chinas Führung diese Strategie, das klingt wunderbar blumig, ist aber Geopolitik. Der in Peking herrschenden Kommunistischen Partei (KP) ist heute sehr daran gelegen, das schlechte Image vom Beginn der Pandemie loszuwerden und als verantwortungsvolle Großmacht dazustehen. Informationen über die Gefährlichkeit des Virus wurden Anfang 2020 unterdrückt, auch zum Schaden der übrigen Welt.