Denkzeit-Podcasts zu Themen rund um die Radikalisierungsprävention

 

Mit unseren Podcast-Folgen möchten wir Ihnen wissenschaftliche Themen kurz und praxisnah aufbereitet näher bringen.

 

Was haben Verschwörungserzählungen mit Radikalisierungsprozessen zu tun? Wie erreicht man Kinder und Jugendliche, die in salafistisch geprägten Familien aufwachsen? Welchen Zusammenhang gibt es zwischen Diskriminierungserfahrungen und Radikalisierungsprozessen? Welche Rollen spielen Frauen und Familien bei der Radikalisierung? Und warum kann Radikalisierung für junge Menschen Sinn machen?

 

Diese und weitere Fragen stellen wir uns in unserem Denkzeit-Podcast. Hören Sie rein!


Verstehen, dass Andere anders sind. Was haben Mentalisierung und Radikalisierung miteinander zu tun?


mit Winnie Plha (Denkzeit-Gesellschaft) und Prof. Dr. Holger Kirsch (EFH Darmstadt)


Was ist eigentlich Mentalisierung? Wie gelingt es Menschen, sich in andere hineinzuversetzen und zu verstehen, dass andere anders sind? Warum können manche das zwar verstehen, aber nicht aushalten und geraten dann in starke affektive Zustände? In welchen Zusammenhängen kann es dazu kommen, dass Mentalisierung gar nicht mehr gelingt, und welche entwicklungsbedingten Einschränkungen kann es geben? Was beobachten wir dazu in der Praxis und wie genau kann das alles mit Radikalisierung zusammenhängen? Zu diesen Fragen sind Winnie Plha (Denkzeit-Gesellschaft) und Prof. Dr. Holger Kirsch (EFH Darmstadt) im Gespräch und beleuchten dieses komplexe Konzept aus unterschiedlichen praktischen und wissenschaftlichen Perspektiven, um schließlich auf die Frage einzugehen, wie Fachkräfte eine mentalisierungsfördernde Haltung einnehmen und damit zu einer förderlichen Arbeitsbeziehung beitragen können.


mehr zum Thema

(1) Brauner, F. (2018): Mentalisieren und Fremdenfeindlichkeit. Psychoanalyse und Kritische Theorie im Paradigma der Intersubjektivität. Psychosozial-Verlag, Gießen.

 

(2) Fonagy, P.; Gergely, G.; Jurist, E. & Target, M. (2002): Affektregulierung, Mentalisierung und die Entwicklung des Selbst. Klett-Cotta, Stuttgart.

 

(3) Fonagy P.; Gergely G.; Jurist E. L.; Target, M. (2004): Entwicklungsaufgaben der normalen Adoleszenz und adoleszenter Zusammenbruch In: Fonagy, P.; Gergely, G.; Jurist, E. L. & Target, M. (2004): Affektregulierung, Mentalisierung und die Entwicklung des Selbst. Stuttgart: Klett Cotta, 320-342.

 

(4) Friedmann, R. & Plha, W. (2017): Auf der Suche nach Orientierung. Risikofaktoren für Radikalisierung aus psychodynamisch-pädagogischer Perspektive. In: B. Traxl (Hrsg.): Aggression, Gewalt und Radikalisierung. Frankfurt a. M.: Brandes & Aspel, 219-243.

 

(5) Friedmann, R. (2015): Praxisrelevante Differenzierung der Handlungsmotive von Gewalttätern. Dissertation, Humboldt-Universität zu Berlin. Verfügbar unter https://edoc.hu-berlin.de/handle/18452/17949

 

(6) Kirsch, H. (2018) Mentalisieren in der Sozialen Arbeit. In: Gingelmaier, S.; Taubner, S. & Ramberg, A.: Handbuch Mentalisierungsbasierte Pädagogik. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 208-220.

 

(7) Kirsch, H. (Hrsg.) (2014): Das Mentalisierungskonzept in der Sozialen Arbeit. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.

 

Weiterführende Links:

www.mented.de

www.tilburguniversity.edu/staff/j-hutsebaut


Wer bin ich? Was Radikalität, Radikalisierung und Identitätsentwicklung eint und was sie unterscheidet.


mit Winnie Plha (Denkzeit-Gesellschaft) und Prof. Dr. Andreas Zick (Leitung des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung)


Wie entwickelt sich Identität psychodynamisch gesehen, welche gesellschaftlichen Einflüsse spielen eine Rolle und was kann das alles mit Radikalisierungsprozessen zu tun haben? Darüber reden Winnie Plha (Projektleitung Interdisziplinäres Kompetenznetzwerk Radikalisierungsprävention) und Prof. Dr. Andreas Zick (Leitung des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung) in der aktuellen Folge des Denkzeit-Podcasts.  In der öffentlichen Wahrnehmung scheint Radikalität inzwischen vor allem negativ konnotiert zu sein, radikale Einstellungen sind jedoch nicht mit Radikalisierungsprozessen oder extremistischen Handlungen gleichzusetzen. Im Rahmen der jugendlichen Identitätsentwicklung braucht es sogar eine gewisse Radikalität, eine Abgrenzung von bestehenden Werten und Normen, um darüber zu einem unabhängigen Selbstentwurf zu finden. Radikalität ist in der Regel ein ubiquitäres Phänomen der Adoleszenz. Dennoch beobachten wir eine kleine Anzahl von jungen Menschen, die sich besorgniserregend radikalisieren und sich zum Beispiel islamistischen Gruppen anschließen. Dies kann auch als Versuch der Identitätsfindung und somit der psychischen Stabilisierung betrachtet werden.

 

In der Podcast-Folge beleuchten wir das Thema Identitätsentwicklung in der Adoleszenz aus unterschiedlichen Perspektiven und zeigen auf, wie es durch individuelle und soziale Belastungen zu Störungen kommen kann, die dann in gravierende Radikalisierungsprozesse münden können (aber nicht müssen). Außerdem sprechen wir darüber, was es für eine gelingende Identitätsentwicklung braucht und was sich daraus wiederum für die Radikalisierungsprävention ergibt.

 

 


mehr zum thema

(1) Erikson, E. H. (1968). Identität und Lebenszyklus. Frankfurt: Suhrkamp.

 

(2) Erikson, E. H. (1982). Der vollständige Lebenszyklus. Frankfurt: Suhrkamp.

 

(3) Freiheit, M & Zick, A. (2022): Die Rolle von islamistischen Gruppen und Milieus in der Hinwendung und Radikalisierung von jungen Menschen. In: Milbrandt, B.; Frank, A.; Greuel, F. & Herding, M. (Hrsg.): Handbuch Radikalisierung im Jugendalter. Phänomene, Herausforderungen, Prävention. Opladen: Verlag Barbara Budrich, 247-262.

 

(4) Freiheit, M.; Uhl, A. & Zick, A. (2021): Phänomenübergreifende Radikalisierungsprävention – Perspektiven aus Praxis und Forschung. In: Radikalisierungsprävention in Deutschland - Mapping und Analyse von Präventions- und Distanzierungsprojekten im Umgang mit islamistischer Radikalisierung. Osnabrück/Bielefeld: MAPEX-Forschungsverbund, 223-261.

 

(5) Friedmann, R. & Plha, W. (2021): "Geändert habe ich mich eigentlich nicht. Aber die Welt ist netter geworden...". In: Ahrbeck, B., Dörr, M. & Gstach, J. (Hg.): Jugendkriminalität. Delinquenz verstehen, pädagogisch antworten. Jahrbuch für psychoanalytische Pädagogik 28. Gießen: Psychosozial Verlag, 107-124.

 

(6) Friedmann, R. & Plha, W. (2017): Auf der Suche nach Orientierung. Risikofaktoren für Radikalisierung aus psychodynamisch-pädagogischer Perspektive. In: B. Traxl (Hrsg.): Aggression, Gewalt und Radikalisierung. Frankfurt a. M.: Brandes & Aspel, 219-243.

 

(7) Kernberg, O. F. (1988). Schwere Persönlichkeitsstörungen. Stuttgart: Klett-Cotta.

 


Warum Radikalisierung Sinn machen kann (Folge 01/2022)


mit Prof. Dr. Rebecca Friedmann (Denkzeit-Gesellschaft e. V.) und Winnie Plha (Denkzeit-Gesellschaft e. V.)


Wir haben es in der Delinquenz- und Radikalisierungsprävention häufig mit jungen Menschen zu tun, die aus vielfältigen, individuellen Gründen Probleme haben sich in der sozialen Welt zurechtzufinden, die anecken, wiederholt in gravierende, von außen betrachtet oftmals unverständliche Konflikte geraten, sich demokratiefeindlichen Gruppen anschließen oder gar Straftaten begehen. 

 

In dieser Podcast-Folge sprechen Prof. Dr. Rebecca Friedmann (Professorin für Sozialpädagogik an der Medical School Berlin/Geschäftsführerin der Denkzeit-Gesellschaft) und Winnie Plha (Stellvertretende Geschäftsführerin der Denkzeit-Gesellschaft/Lehrbeauftragte an der Medical School Berlin) über sehr belastete junge Menschen, die Herausforderungen, die im Kontakt mit ihnen entstehen können und Möglichkeiten der interaktionellen Pädagogik, um entwicklungsförderlich zu intervenieren. Dazu wird in aller Kürze die Relevanz früher Beziehungserfahrungen für die Entwicklung selbst- und beziehungsregulativer Fähigkeiten beleuchtet und praxisnah erläutert, wie und warum sich bestimmte psychosoziale Einschränkungen auch in Radikalisierungsprozessen niederschlagen können. Und was dann? Abschließend werden Möglichkeiten und Grenzen der Pädagogischen Interaktionsdiagnostik skizziert und anhand eines Fallbeispiels aufgezeigt, wie die vorgestellten Konzepte in die Arbeit der Denkzeit-Trainer:innen einfließen.


mehr zum thema

(1) Friedmann, R. & Plha, W. (2021): "In der Gruppe bin ich wer..." Psychosoziale Aspekte von Radikalität und Extremismus. Bundeszentrale für politische Bildung. Online verfügbar unter https://www.bpb.de/themen/infodienst/294499/psychosoziale-aspekte-von-radikalitaet-und-extremismus/, zuletzt aktualisiert am 31.01.2022, zuletzt geprüft am 06.09.2022.

 

(2) Friedmann, R. & Plha, W. (2017): Auf der Suche nach Orientierung. Risikofaktoren für Radikalisierung aus psychodynamisch-pädagogischer Perspektive. In: B. Traxl (Hrsg.), Aggression, Gewalt und Radikalisierung. Psychodynamisches Verständnis und therapeutisches Arbeiten mit Kindern und Jugendlichen (S. 219-243). Frankfurt am Main: Brandes & Apsel.

 

(3) Streeck, Ulrich; Friedmann, Rebecca; Schabert, Johann (2019): Instrument zur Diagnostik von Selbst- und Beziehungsregulation in der pädagogischen Arbeit. Seminarunterlagen (Internes Dokument).

 

(4) Streeck, U. & Leichsenring, F. (2015): Handbuch psychoanalytisch-interaktionelle Therapie. Behandlung von strukturellen Störungen und schweren Persönlichkeitsstörungen. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.


Radikalisierung von Mädchen und Frauen (Folge 03/2021)


Caroline Welsch (Denkzeit-Gesellschaft e. V.) im Gespräch mit Dr. Meltem Kulaçatan (Goethe Universität Frankfurt am Main, Fachbereich Erziehungswissenschaften)


In dieser Folge stellen wir uns die Frage wie Radikalisierungsphänomene bei Mädchen und jungen Frauen aussehen. Gibt es ähnliche Beweggründe für eine Hinwendung zu radikalen Gruppen wie wir es aus der Forschung von jungen Männern kennen. Oder haben Frauen in radikalen Gemeinschaften ganz andere Erfahrungen gemacht? Welche Rollenbilder werden vertreten und welche Aufgaben sind damit verbunden? Und nicht zuletzt fragen wir uns, wie wir präventiv vorgehen müssen. Dazu haben wir Doktorin Meltem Kulaçatan eingeladen. Sie ist Erziehungs- und Politikwissenschaftlerin und forscht und lehrt an der Goethe-Universität Frankfurt. Sie wird uns zu diesem Thema aus einer wissenschaftlichen Perspektive begleiten.


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diskriminierungserfahrungen junger Musliminnen und Muslime (Folge 02/2021)


Caroline Welsch (Denkzeit-Gesellschaft e.V.) im Gespräch mit Lydia Nofal (RAA Berlin, Regionale Arbeitsstellen für Bildung, Integration und Demokratie e.V.) 


Eine Erfahrung, von der auch unsere Klientinnen und Klienten, die wir in gewalt- und radikalisierungspräventiven Programmen betreuen, immer wieder berichten, ist das Erleiden von Diskriminierung. Um uns diesem Thema in unserer neuen Podcast-Folge aus einer individuellen und einer gesellschaftlichen Perspektive zu nähern, haben wir die Diplom Politologin Lydia Nofal eingeladen, sie arbeitet als Projektleiterin bei den Regionalen Arbeitsstellen für Bildung, Integration und Demokratie e.V. in Berlin. Frau Nofal berichtet davon, welche Erfahrungen junge Musliminnen und Muslime machen und wie wir Diskriminierung präventiv entgegentreten können.


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Sozialisation in salafistisch geprägten familien & Herausforderungen für die Prävention (Folge 01/2021)


Winnie Plha (Denkzeit-Gesellschaft e.V.) im Gespräch mit Dr. Hazim Fouad (Landesverfassungsschutz Bremen) und Sally Hampe (Fachstelle Liberi).


In dieser Folge unseres Podcasts beschäftigen wir uns mit der Sozialisation in salafistisch geprägten Familien. Eine noch sehr neue und bisher wenig beleuchtete Frage ist die nach den Entwicklungsbedingungen und Risiken für Kinder, die in salafistisch geprägten Familien aufwachsen. Daran anschließend fragen sich Fachkräfte, ob und wie diese Familien überhaupt zu erreichen sind. Ins Gespräch kommen wir hierfür mit Hazim Fouad, Islamwissenschaftler und tätig beim Landesverfassungsschutz Bremen und Sally Hampe, Sozialarbeiterin und beschäftigt bei der Fachstelle Liberi - Aufwachsen in salafistisch geprägten Familien in Kiel.


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VERSCHWÖRUNGserzählungen und ihr einfluss auf RADIKALISIERUNGsphänomene (Folgen 01 und 02/2020)


Winnie Plha (Denkzeit-Gesellschaft e. V.) im Gespräch mit Dr. Jan Skudlarek (freier Autor, Dozent Medical School Berlin) und Dr. Daniela Pisoiu (Östereichisches Institut für Internationale Politik)


teil 1: Verschwörungserzählungen - wie sie funktionieren, was sie erzählen (mit Dr.  jan skudlarek)

In krisenhaften Zeiten steigt  die Akzeptanz von Verschwörungserzählungen nicht nur, es kommen auch immer neue Mythen hinzu. Wann wir von Verschwörungserzählungen oder Mythen sprechen, warum manche Menschen sich von ihnen so angezogen fühlen, wann sie gefährlich werden und was wir dagegen tun können, sind Fragen, die sich derzeit viele Menschen stellen. Im Gespräch mit dem Sozialphilosophen Dr. Jan Skudlarek geben wir spannende Einsichten in dieses komplexe Thema.

Teil 2: Verschwörungserzählungen - welchen Zusammenhang es zu radikalisierung gibt (mit dr. daniela Pisoiu)

Im zweiten Teil unseres Podcasts widmen wir uns unter anderem den Fragen, welchen Einfluss Verschwörungserzählungen und Mythen auf Radikalisierungsprozesse von Individuen und Gruppen haben können und welche Rolle die momentane gesellschaftliche Lage dabei spielt. 


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