Geplanter Synagogen-Anschlag in Hagen Weitere Propaganda bei terrorverdächtigem Syrer entdeckt
Bei dem 16-Jährigen, der verdächtigt wird, einen Anschlag auf die Synagoge in Hagen geplant zu haben, haben die Ermittler islamistisches Propagandamaterial entdeckt. Zusätzlich zu einem Chat mit einem mutmaßlichen Terroristen des »Islamischen Staates« (IS) sei inzwischen noch deutlich mehr islamistisches Material entdeckt worden, darunter seien auch grausame Darstellungen, hieß es vonseiten der Sicherheitsbehörden in Nordrhein-Westfalen.
Die Behörden sehen in dem Fall ein bekanntes Vorgehen des IS, das schon bei Anschlägen in Ansbach und Würzburg zu beobachten gewesen sei. Hinterleute des IS sprächen im Netz gezielt Jugendliche und junge Männer an, bei denen sie eine ideologische Nähe vermuteten. Dann stachelten sie sie zu Anschlägen an und übermittelten ihnen das nötige Wissen wie etwa Bombenbauanleitungen.
Laschet lobt Sicherheitsbehörden
In diesem Fall hatte laut Behörden ein mutmaßlicher IS-Konstrukteur mit dem Kampfnamen Abu Harb (»Vater des Krieges«) den jungen Syrer in Hagen online kontaktiert. In der vergangenen Woche war ein Großaufgebot der Polizei ausgerückt, um die Synagoge in Hagen zu bewachen. Wenig später war der Jugendliche festgenommen worden, er kam in Untersuchungshaft. Er selbst bestritt, einen Anschlag geplant zu haben.
NRW-Ministerpräsident Armin Laschet dankte den Behörden im Düsseldorfer Landeskriminalamt für ihr »schnelles und konsequentes Handeln«. Sie hätten eine »grausame Attacke« verhindert und damit einen Dienst am Land geleistet. Entscheidend sei nicht, wie lange der Täter in Haft bleibe, so der CDU-Politiker, sondern dass ein Anschlag verhindert worden sei. »Der Schutz der staatlichen Institutionen hat funktioniert«, sagte Laschet. Die Bedrohungslage durch Terrorismus sei weiterhin da.
Von ausländischen Nachrichtendiensten abhängig
Der Jugendliche aus Syrien, der den Anschlag geplant haben soll, hat Haftprüfung beantragt. Das zuständige Gericht werde darüber in einer Frist von zwei Wochen entscheiden, sagte NRW-Justizminister Peter Biesenbach (CDU).
»Wir merken immer wieder in diesen Tagen auch, wie sehr wir am Tropf befreundeter Nachrichtendienste hängen«, sagte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU). »Wir haben diese Kompetenzen und Befugnisse nicht. Wir sollten schauen, wie wir die Informationsbeschaffung verbessern können.«
Justizminister Biesenbach sagte, die neue Zentralstelle für Terrorismusverfolgung habe hervorragend funktioniert. Binnen Stunden sei die Beweislage in dem Fall so weit erhärtet worden, dass der Verdächtige in Untersuchungshaft gekommen sei.
Der Verteidiger des Jugendlichen, Ihsan Tanyolu, sagte der Nachrichtenagentur dpa, er warte noch auf die Akten der Ermittler, in die er Einsicht nehmen will.