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Nach Ausschreitungen gegen Coronamaßnahmen Frankreich schickt Spezialeinheiten nach Guadeloupe

Seit drei Tagen randalieren und plündern Demonstranten im französischen Überseegebiet in der Karibik. Der Innenminister in Paris möchte das nicht mehr hinnehmen.
Französische Spezialeinheiten bei einer Übung (Archivbild)

Französische Spezialeinheiten bei einer Übung (Archivbild)

Foto: ERIC GAILLARD/ REUTERS

Frankreich hat Spezialeinheiten der Polizei in sein Überseegebiet Guadeloupe entsandt, um gegen Ausschreitungen und Plünderungen vorzugehen. Die Regierung reagierte damit auf die eskalierten Proteste gegen Coronamaßnahmen, die die Karibikinsel seit drei Tagen erschüttern.

Auch am Sonntag machten zahlreiche Straßenblockaden von Demonstranten das Reisen auf der Insel nahezu unmöglich, wie die Nachrichtenagentur AP berichtete. Die Feuerwehr meldete 48 Einsätze in der Nacht zum Sonntagmorgen.

In Pointe-à-Pitre, dem größten Stadtgebiet der Insel, wurden bei Zusammenstößen drei Menschen verletzt, darunter eine 80-jährige Frau, die auf ihrem Balkon von einer Kugel getroffen wurde. Ein Feuerwehrmann und ein Polizeibeamter wurden ebenfalls verletzt, mehrere Geschäfte geplündert. In Morne-à-l'Eau setzten Demonstranten eine Polizeistation in Brand.

33 Prozent Impfquote

Jacques Bertili, ein 49-jähriger Einwohner von Le Gosier, sagte AP: »Ich bin weder gegen noch für den Impfstoff. Aber was mich wütend macht, sind die Plünderungen. Denn wir müssen arbeiten.«

Zu den Protesten hatten die Gewerkschaften aufgerufen, um die französische Gesundheitskarte anzuprangern, die für den Zugang zu Restaurants und Cafés, kulturellen Einrichtungen, Sportarenen und Fernreisen erforderlich ist. Die Demonstranten protestieren auch gegen die in Frankreich vorgeschriebenen Impfungen für Beschäftigte im Gesundheitswesen.

Die Insel mit ihren 400.000 Einwohnern hat mit 33 Prozent eine der niedrigsten Impfraten in Frankreich, verglichen mit 75 Prozent im ganzen Land.

Schüsse auf Polizisten

Der französische Innenminister Gerald Darmanin verurteilte am Sonntag in einem Interview mit der Zeitung Le Parisien  die Gewalt als »unannehmbar«. Er sagte, dass 50 Beamte von Spezialeinheiten der Polizei am Sonntag in Guadeloupe eintreffen werden. Sie kommen zusätzlich zu 200 normalen Polizisten, die vom französischen Festland auf die Karibikinsel geschickt wurden.

»Der Staat wird standhaft bleiben«, sagte er und fügte hinzu, dass mindestens 31 Personen verhaftet worden seien.

Darmanin sagte nach einer Dringlichkeitssitzung am Samstag in Paris, dass auf Guadeloupe »einige Schüsse auf Polizisten abgefeuert« worden seien. Videos in den sozialen Medien zeigten, dass einige Autos und Gebäude in Brand gesetzt wurden.

Nächtliche Ausgangssperren

Straßenblockaden sorgten einige Stunden lang für eine »sehr schwierige Situation«, in der Patienten und Hilfsgüter die Krankenhäuser nicht erreichen konnten, sagte Darmanin am Samstag.

Der Präfekt von Guadeloupe, Alexandre Rochatte, hat seit Freitag eine nächtliche Ausgangssperre von 18 Uhr bis 5 Uhr morgens verhängt. Rochatte sagte, dass einige elektrische Einrichtungen in der Nähe von Dämmen beschädigt wurden, was zu einigen Stromausfällen geführt hat, und forderte die Menschen auf, sich nicht in der Nähe von heruntergefallenen Stromkabeln aufzuhalten.

mpz/AP

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